Eine Frankfurter Studie verurteilt Distanzunterricht in Bausch und Bogen. Bringt nichts, kann weg! Ist das alles? Die Darstellung der Forscher ist in ihrer intellektuellen Schlichtheit eine Beleidigung für die Anstrengungen der Lehrer und Schüler. Sie ist ein Armutszeugnis – für die Wissenschaft! Sicher hat Distanzunterricht gravierende Nachteile. Doch gänzlich gescheitert ist er nicht: Klar, am Anfang dominierten auch in Bayern peinliche Technik-Probleme. Und ja, das Kultusministerium hat lange nicht begriffen, dass sich Einzelne (Lehrer wie Schüler) in der Pandemie wegduckten – spät kamen Gegenmaßnahmen wie etwa ein obligatorischer digitaler Morgengruß, der zumindest zum Anschalten des Computers pünktlich um 8 Uhr verpflichtete. Insgesamt aber haben Lehrer wie Schüler in der Pandemie dazugelernt. Der Distanzunterricht hat sich professionalisiert.
Jetzt, da die Inzidenzzahlen teilweise gegen null gehen, sind die meisten Schüler und ihre Eltern trotzdem gottfroh über das (vorläufige?) Ende des Heim-Unterrichts. Distanzlernen ist für die breite Masse der Schüler kein Ersatz für Präsenzunterricht. Es gibt bisher kaum Anzeichen dafür, dass Homeschooling zu echtem Mehrwert führen kann, also ein reales „Plus“ gegenüber den herkömmlichen Lehrmethoden herausspringen kann. Das muss nicht so bleiben. Der Digitalisierungsschub darf schon deswegen nicht wieder verkümmern, weil niemand weiß, ob wir uns nicht für eine neue Pandemie und eine neue Phase des Homeschoolings wappnen müssen.
Dirk.Walter@ovb.net