Regionalwahlen in Frankreich

Watschn für die politische Klasse

von Redaktion

ALEXANDER WEBER

Das erschreckende Signal der ersten Runde der französischen Regionalwahlen ist weniger parteigebunden, sondern betrifft die Gesellschaft insgesamt: Zwei von drei Franzosen haben von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch gemacht. Zwar haben Regionen in unserem Nachbarland bei Weitem nicht die Bedeutung von Landtagswahlen wie bei uns, aber diese 34 Prozent Wahlteilnahme sind eine Watschn für die politische Klasse Frankreichs insgesamt. Die Entfremdung der Bürger von der politischen Elite scheint noch größer als ohnehin schon diagnostiziert.

Weniger überraschend ist das schwache Abschneiden der Macron-Partei La République en Marche. Der Präsident hat es nicht geschafft, seine Partei-Bewegung bei den Menschen auf dem Land zu verankern. Nur noch im Bündnis mit gemäßigten Republikanern kann er hoffen, bei der Präsidentschaftswahl im kommenden Frühjahr die entscheidende zweite Runde zu erreichen. Das Ergebnis zeigt aber auch: Wenn die Konservativen ihre inneren Streitigkeiten beilegen und sich auf einen populären Präsidentschaftskandidaten einigen, ist für sie der Élysée wieder in Reichweite. Und die dritte Botschaft der Wahl: Auch für Madame Le Pen, der einige Wahlforscher ernste Präsidentschaftschancen einräumen, wachsen die Bäume nicht in den Himmel.

Alexander.Weber@ovb.net

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