Die Lehren aus Würzburg

Die Saat des Hasses

von Redaktion

CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

Fassungslos und traurig blickt unser Land auf das Drama von Würzburg. Ein Messermörder hat drei Menschen aus dem Leben gerissen, eine sinnlose Tat im Wahn. Leider prägen wieder die schnellen Fehlschlüsse die Debatte nach der Bluttat. Binnen Minuten dominieren in den Zornräumen des Internets zwei unterkomplexe – ja: dumme – Reflexe. Hass auf Flüchtlinge, pauschal auf alle, dazu der höhnische Dank an die 2015er-Merkel. Und auf der anderen Seite die verniedlichende Mär vom verwirrten Einzeltäter, der ja so gar nichts mit Herkunft und den schweren bis schwersten Fehlern bei Migration, Integration und Prävention zu tun habe.

Die Wahrheit ist, wie so oft, komplexer. Die Bevölkerung hat ein Recht auf differenzierte Antworten: Was hatte ein abgelehnter Asylbewerber von 2015, der offenkundig eine Gefahr für die Sicherheit war, hier noch zu suchen? Ist der radikalisierte Messertäter durchs Netz der Sicherheitsbehörden gerutscht? Wo die Grenzen zwischen psychisch gestörtem Einzeltäter und islamistischer Radikalisierung fließend sind, kann der Staat nicht jede Tat verhindern. Aber der Anspruch muss sein, Lücken zu schließen. Die Politik muss immer wieder nachjustieren, ob mehr Härte und mehr Präzision beim Ab- und Ausweisen notwendig ist. Noch lange sind nicht alle Fehler der Migrationspolitik der letzten Jahre behoben.

Bei aller Trauer und allem Zorn: Eines macht Mut in Würzburg. Es sind die Passanten, die sich dem Messerstecher entgegengestellt haben, die unter Lebensgefahr weitere Morde verhindert haben, Viele übrigens mit Migrationshintergrund. Auf ihr Einschreiten, ihren Mut, darf unsere Gesellschaft ohne Scheu stolz sein.

Christian.Deutschlaender@ovb.net

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