Taliban belagern Kundus

von Redaktion

Tausende Afghanen sind auf der Flucht vor Gotteskriegern

Kabul – In der von den radikalislamischen Taliban belagerten nordafghanischen Stadt Kundus herrscht angespannte Ruhe. Militärfahrzeuge patrouillieren auf den ansonsten weitgehend leeren Straßen, die meisten Geschäfte sind geschlossen. Die Stadt wird von den Gotteskriegern belagert, die derzeit in Nordafghanistan vorrücken. Lange war die gerade im Abzug befindliche Bundeswehr dort für die Stabilisierung der Sicherheitslage zuständig.

Obstverkäufer Qudratullah ist verzweifelt. Seit dem Beginn der jüngsten Kämpfe in der Provinz hat er kaum mehr etwas verkauft. „Wenn die Regierung keinen Einsatz gegen die Taliban startet, wird deren Belagerung lange dauern.“ Kundus zählt rund 300 000 Einwohner, tatsächlich sind es deutlich mehr, da viele vor Kämpfen aus den umliegenden Provinzen in die Stadt geflüchtet sind. Zahlreiche Menschen haben sich aus Angst vor den vorrückenden Taliban-Kämpfern auf dem Gelände einer Schule verschanzt. „Wir sind sechs Familien, die hier seit drei Tagen zusammenleben“, schildert Dschuma Khan die Lage auf dem Gelände. „Sie können sehen, dass meine Kinder auf dem Boden sitzen.“ Hilfe habe es noch keine gegeben, klagt ein anderer Vater.

Tausende Menschen seien bereits in die Hauptstadt Kabul oder in andere Provinzen geflohen, berichtet der Direktor der Abteilung für Flüchtlinge und Repatriierung in Kundus, Ghulam Sachi Rasuli. Rund 8000 Familien seien innerhalb der Provinz vertrieben worden.

Am östlichen Stadtrand von Kundus schießen afghanische Sicherheitskräfte vereinzelt auf Stellungen der Taliban. Die Regierung hatte zuletzt zusätzliche Truppen nach Kundus verlegt.

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