Die Diskussionen aus dem Frühjahr rücken zu Beginn des Sommers in die Ferne. Anfangs ging es um die Frage, ob alle, die sich gegen Corona impfen lassen wollen, angesichts des politisch verschuldeten Impfstoff-Mangels auch die Chance dazu bekommen. Aber die Situation beginnt so langsam, sich zu ändern. Zwar warten weiter viele Bayern auf ihre Impfung, aber eine andere Gruppe wird sichtbarer: jene mit mangelnder Impfbereitschaft.
Bislang sind 35 Prozent der Bayern voll geimpft. Wenn das Ziel weiter Herdenimmunität heißt, muss also zwingend etwas passieren. Politisch kommt es jetzt darauf an, Hürden abzubauen und viel aktiver als bisher für die Impfung zu werben. Die gute Nachricht: Der kleinste Teil derer, die momentan einen Termin absagen oder verschieben, dürfte Impfungen prinzipiell ablehnen. Womöglich schleicht sich wegen Mini-Inzidenzen, Hitze und Ferien eher ein falsches Gefühl von Sicherheit ein. Darum braucht es nicht mehr nur ein Impfangebot für jeden, sondern auch eine Impfwerbung um jeden – und in allen Milieus. Die Impfaktion vor ein paar Tagen in einer Nürnberger Moschee war ein gelungenes Beispiel.
Eine Pflicht zur Impfung kommt aus guten Gründen nicht infrage. Aber in dieser Pandemie ist die Immunisierung keine reine Privatsache. Es geht, wie auch bei Masern und Co., auch um den Schutz der Gemeinschaft.
Marcus.Maeckler@ovb.net