Paris – Nach einer schweren Schlappe bei den Regionalwahlen sind sowohl der französische Staatschef Emmanuel Macron als auch die zuletzt ins Rampenlicht gerückte Rechtspopulistin Marine Le Pen in Erklärungsnot geraten. Macrons Partei LREM ging in der zweiten Runde am Sonntag in keiner einzigen Region als Sieger hervor. Le Pens Partei scheiterte nach Zahlen des Innenministeriums mit dem erklärten Vorhaben, erstmals eine Region zu erobern und damit eine Machtbastion zu schaffen.
Deutlich gestärkt sehen sich die Konservativen: Mehrere Politiker des bürgerlichen Lagers richten nach ihrem Sieg bei den Stichwahlen am Sonntag nun den Blick auf die Präsidentschaftswahlen im April des kommenden Jahres. Bisher hat sich aber nur einer offiziell zum Herausforderer von Staatschef Emmanuel Macron erklärt. Doch es gibt mehrere Kandidaten:
Xavier Bertrand: Der frühere Gesundheitsminister will es wissen: Er hatte seine Präsidentschaftskandidatur von einem Sieg bei den Regionalwahlen abhängig gemacht. Mit rund 53 Prozent wurde der 56-Jährige nun klar als Präsident der nordfranzösischen Region Hauts-de-France mit Städten wie Calais und Dünkirchen bestätigt. Damit sei die Präsidentschaftswahl eine „Partie zu dritt“, sagte Bertrand der Zeitung „Les Echos“ unter Anspielung auf Staatschef Macron und die Rechtspopulistin Marine Le Pen. Bisher lag er in Umfragen für die Präsidentschaftswahl allerdings deutlich hinter beiden.
Der bürgerliche Kandidat wirbt für eine „soziale und volksnahe Rechte“. Bis 2017 gehörte er noch der konservativen Partei Die Republikaner von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy an. Er trat dann aber wegen des ihm zu rechtslastigen Kurses aus.
Laurent Wauquiez: Der 46-Jährige will den Franzosen „mit einem klaren Kurs neue Hoffnung geben“. Als Präsident der Region Auvergne-Rhône-Alpes wurde er am Sonntag mit rund 55 Prozent der Stimmen ebenfalls klar bestätigt. Der ehrgeizige Wauquiez gilt als politischer Ziehsohn Sarkozys und gehört dem rechten Lager der Republikaner an. Er vertritt einen harten Kurs in der Innen- und Sicherheitspolitik. Bis Juni 2019 war er Parteichef, trat aber nach einem Debakel gegen die Parteien Le Pens und Macrons bei den Europawahlen zurück.
Viele in Frankreich sind überzeugt, dass Wauquiez Macron 2022 herausfordern will. Allerdings müsste er sich dafür zunächst in einer Abstimmung mit 15 000 Teilnehmern durchsetzen, mit der die Republikaner bis zum Herbst ihren Kandidaten küren wollen.
Valérie Pécresse: Sie gilt als die einzige aussichtsreiche Frau im Lager der Konservativen: Pécresse bleibt mit rund 45 Prozent für weitere sechs Jahre Präsidentin der Pariser Region Ile de France. Wie Bertrand hatte die frühere Forschungsministerin die Republikaner im Zwist verlassen und gründete ihre eigene Gruppierung „Libres“ (Freie). Sie gilt als deutlich liberaler als Wauquiez, beschreibt sich aber als „Frau der Ordnung“. Eine Präsidentschaftskandidatur hat sie noch nicht offiziell erklärt.
Die Wahlen, die wegen der Corona-Pandemie drei Monate später stattfanden als zunächst geplant, enthüllten erhebliche Schwächen des Macron-Lagers in den Regionen. Die verbliebenen Kandidaten der LREM und ihrer Verbündeten landeten auf hinteren Plätzen. Regierungssprecher Gabriel Attal sprach von einer „Enttäuschung“. Macron müsse nun bis zum Nationalfeiertag 14. Juli ein Signal geben, wie es weitergehe, schrieb die Wochenzeitung „Le Journal du Dimanche“, noch bevor die Wahlergebnisse bekannt wurden. Eine große Regierungsumbildung, über die seit Längerem spekuliert wurde, sei aber zunächst nicht geplant, berichteten mehrere Medien.