Vermutlich gibt es wenig Überflüssigeres als Bücher von Politikern, die das Land ohnehin täglich mit Interviews in Zeitungen und Talkshows beglücken. Annalena Baerbock musste natürlich trotzdem eines schreiben (oder besser: schreiben lassen), was ihr jetzt um die Ohren fliegt. Sie hat für den Text keine Ideen geklaut, aber Fakten aus anderen Beiträgen abgeschrieben – wobei die wortgleich übernommene Aufzählung von Holzhochhäusern schwerlich ein gravierendes Plagiat ist. Zumal es sich hier um ein normales Buch handelt und nicht um eine mit Fußnoten gespickte wissenschaftliche Arbeit.
Trotzdem erwächst Baerbock ein Problem: Erst die unsaubere Angabe von Nebeneinkünften, dann der aufgehübschte Lebenslauf und jetzt das Buch. Alles keine schweren Vergehen. Aber in der Summe bleibt der Eindruck, dass es da jemand bei der Selbstinszenierung mit den Fakten nicht ganz so genau nimmt. Und weil Vertrauen bei der Frage der Kanzlerkandidatur ein zentrales Kriterium ist, summiert sich das langsam zum Baerbock-Malus. Martin Schulz könnte erzählen, wie schwierig es ist, aus diesem Fahrwasser wieder herauszukommen.
Über die Eignung von Baerbock als Kanzlerin sagt das alles natürlich wenig aus. Die Diskussion verdrängt auch die Frage, wer das beste Zukunftsprogramm für Deutschland hat. Und trotzdem: Die fast panische Reaktion der Grünen („Rufmord!“) offenbart nur, welch große Gefahr dieses K-Problem plötzlich für sie darstellt.
Mike.Schier@ovb.net