München – Bald könnte die erste Frau als Botschafterin der USA in das Haus am Brandburger Tor einziehen. Mehrere Medien berichten unter Berufung auf deutsche und amerikanische Regierungskreise, dass Amy Gutmann die Stelle unter Präsident Joe Biden antreten soll. Demnach äußerte die US-Seite bereits am 18. Juni die Bitte um Zustimmung. Nun ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Zug – dieser Akt gilt aber als Formsache. Ein Termin für die Akkreditierung steht wohl noch nicht fest. Auch der US-Senat müsste die Personalie noch akzeptieren. Eine offizielle Bestätigung gab es gestern zunächst nicht.
Gutmann ist seit 2004 Präsidentin der renommierten US-Eliteuniversität von Pennsylvania. Die 71-Jährige wurde in New York City geboren, hat aber deutsche Wurzeln. Ihr jüdischer Vater aus dem mittelfränkischen Feuchtwangen floh 1934 mit seiner Familie aus Nazi-Deutschland nach Indien. Später zog er in die USA. „Mein Vater hatte einen großen Einfluss auf mich, weit darüber hinaus, dass er ein großartiger Vater war. Er war ein Vorbild für Mut und Integrität“, sagte Gutmann 2013 gegenüber der Zeitung „The Daily Pennsylvanian“.
Gutmann promovierte in Harvard. Sie gilt als Expertin für politische Theorie und demokratische Prozesse. Vor ihrer Zeit in Pennsylvania lehrte sie als Professorin an der Princeton University. Unter Präsident Barack Obama saß Gutmann einer Bioethik-Kommission vor.
Ihre Biografie zieren zahlreiche Auszeichnungen. Beispielsweise wählte die Zeitschrift „Fortune“ sie 2018 unter die 50 größten Führungspersönlichkeiten der Welt.
Biden und sie kennen sich schon einige Jahre. Im Rahmen von Uni-Veranstaltungen standen sie gemeinsam auf Podien. Doch es gibt auch eine finanzielle Beziehung zwischen Biden und Gutmanns Uni: Einem Bericht des „Philadelphia Inquirer“ zufolge erhielt Biden für mehrere Auftritte und Kooperationen von 2017 bis Anfang 2019 über 900 000 US-Dollar.
Gutmann würde Nachfolgerin von Richard Grenell, der umstrittenen Personalie von Ex-Präsident Donald Trump. Seit Juni 2020 wird die Botschaft übergangsweise von der Gesandten Robin Quinville geleitet. C. BODEN