München – Noch liegt der Fokus der deutschen Impfkampagne auf den ersten beiden Spritzen. Mit Stand vom Freitag waren 41,5 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus immunisiert. Dass in dieser Hinsicht noch viel Luft nach oben besteht, ist allen Beteiligten bewusst und wird bei jeder Gelegenheit betont. Gleichzeitig aber richtet sich der Blick schon in die Zukunft. Auf Spritze Nummer drei.
Vor allem im Kampf gegen die hochansteckende Delta-Variante gibt es nicht nur Überlegungen, wie man den Impfungen weiteren Schwung verleihen kann, sondern auch zur Auffrischung und Verstärkung des Impfschutzes. Die Hersteller Biontech und Pfizer kündigten jetzt an, „in den kommenden Wochen“ aktiv zu werden.
Der Mainzer Impfstoffentwickler und sein US-Partner planen nach eigenen Angaben, für die Zulassung einer dritten Dosis ihres Corona-Vakzins entsprechende Daten bei der US-Behörde FDA, der europäischen Arzneimittelbehörde EMA und weiteren Zulassungsbehörden einzureichen. „Obwohl der Schutz gegen schwere Erkrankungen sechs Monate lang hoch bleibt, ist mit einer Abnahme der Wirksamkeit gegen symptomatische Fälle im Laufe der Zeit und dem Auftreten von Varianten zu rechnen“, erklärten die Unternehmen. Deshalb könnte eine dritte Dosis sechs bis zwölf Monate nach der ersten Impfung erforderlich sein.
Auch Bund und Länder befassen sich nach Angaben der Bundesregierung bereits mit den sogenannten Auffrischungsimpfungen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hätten über dieses Thema bereits gesprochen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag. „Die Bürger können sicher sein, dass Bund und Länder sich vorbereiten auf das, was vorbereitet werden muss.“ Ähnlich äußerte sich EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Die US-Gesundheitsbehörden erklärten, vollständig geimpfte US-Bürger bräuchten derzeit keine dritte Impfdosis. Auffrischungsdosen würden aber verabreicht, „wenn die Wissenschaft gezeigt hat, dass sie notwendig sind“.
Die ersten Zahlen sind ermutigend. Laut Biontech/Pfizer zeigen die bisherigen Daten einer Studie, dass eine dritte Impfung mit dem Vakzin die Menge an Antikörpern gegen den Original-Virusstamm und die zuerst in Südafrika entdeckte Beta-Variante um das Fünf- bis Zehnfache erhöht. Es sei mit einem ähnlichen Effekt bei der Abwehr der Delta-Variante zu rechnen.
Darüber hinaus arbeitet Biontech derzeit an einem Impfstoff, der speziell vor der Delta-Variante schützen soll. Die ersten Proben sind in einem Werk in Mainz in Produktion. Kurzfristig allerdings wird ein modifiziertes Vakzin noch keine Entspannung bringen. Die klinischen Studien könnten nach Unternehmensangaben im August beginnen. mb/afp