Es ist ja immer die Frage, was Leistungssport dem Staat wert sein soll. Ob es sich etwa lohnt, eine Anlage wie den Augsburger Eiskanal mit öffentlichen Geldern am Leben zu halten. Für das (eventuelle) kurze Medaillenglück in der Disziplin Kanuslalom – nett anzuschauen, doch gewiss kein Weltsport – alle vier Jahre.
Nun: Die Fördervorgaben sind streng, die Fachverbände haben um ihren Anteil immer zu kämpfen, die neue und schon gefürchtete Potenzial-Analyse (Potas) sorgt für Leistungsdruck – doch der kleine Kanuslalom liefert. 1992 wurde der Sport wieder olympisch, seitdem gab es fünf Olympiasiege und einige weitere Medaillen. Jeweils für Athleten, die in Augsburg am Bundesleistungszentrum trainieren. Und sowohl 2008 als auch jetzt, 2021, lieferten Slalomkanuten das erste deutsche Gold der Spiele überhaupt. Das erfährt stets besondere Wahrnehmung.
Die Geschichte der Ricarda Funk verstärkte den Effekt. Auch wenn sie in Augsburg lebt, ist ihre Heimat dort, wo jüngst das Hochwasser wütete. Ihr Vater fragte in der ARD, was eine Medaille wert sei, „wenn man in einem Katastrophengebiet lebt“ – und gab die Antwort: „In dem Schutt und Dreck glänzt Gold wie Sonnenstrahlen.“ In solchen Momenten hat Sport eine Kraft, die nicht mit Geld bezahlbar ist. Ein Grund, in ihn zu investieren.
Guenter.Klein@ovb.net