Söder über Laschet: „Einen Zahn zulegen“

von Redaktion

Die CSU hadert immer lauter mit dem Kurs des CDU-Kandidaten – Jetzt auch Plagiats-Vorwürfe

München – Das Wochenende hat sich Armin Laschet irgendwie anders vorgestellt. Er ist in Polen eingeladen, Staatsakt und Gedenkfeiern zum Jahrestag des Warschauer Aufstands. Der CDU-Chef ist im tiefsten Herzen überzeugter Europäer, pflegt Freundschaften nach West und Ost, und als Kanzlerkandidat hätte er auf dieser Reise seine außenpolitische Kompetenz demonstrieren wollen. Die Reise wird zwar stattfinden, doch überschattet wird sie von innerparteilichem Ärger – und einem vielleicht neuen Affärchen.

Seit Kurzem steht Laschet wegen eines angeblichen Plagiats in einem zwölf Jahre alten Buch in der Kritik. Als Integrationsminister in NRW hatte er 2009 „Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance“ verfasst. Passagen, die auf Twitter kursieren, legen nahe, dass mindestens ein Absatz leicht verändert und ohne Quellenangabe abgeschrieben ist. Am Freitag ging Laschet in die Offensive: Es gebe in dem Buch offenkundig Fehler, die er verantworte, erklärte er. „Dafür möchte ich ausdrücklich um Entschuldigung bitten.“ Sorgfalt und Achtung des Urheberrechts seien „für mich auch eine Frage des Respekts vor anderen Autoren“.

Nach dem Riesenwirbel um die grüne Kandidatin Annalena Baerbock und ihre Plagiate ist bekannt, wie bitter sich solche Vorwürfe in Umfragen auswirken. Genüsslich ziehen Vertreter aller Parteien nun die Sätze aus der Schublade, mit denen sich die Union an Baerbock abarbeitete.

Kurz gesagt: Es läuft nicht für Laschet. Die Unruhe wächst, vor allem in der CSU. Dort gehen seit Tagen führende Politiker mit der Botschaft unter die Journalisten, Laschet müsse seinen Wahlkampf komplett neu konzipieren, sonst drohe am 26. September ein Fiasko. Der ruhige Stil und der Verzicht auf Festlegungen und Zusagen trage nicht mehr. Chancen, sich in der Flutkatastrophe als Krisenmanager zu zeigen, habe Laschet verstreichen lassen. Und den Weckruf von der Klausur am Tegernsee, nicht im „Schlafwagen“ ins Kanzleramt zu eiern, habe Laschet ignoriert. „Mehr Dynamik“ verlangt Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. „Mehr Inhalte“ verlangt Parteichef Markus Söder.

Im „Spiegel“ meldet sich Söder nun sogar mit offener Kritik zu Wort. „Wir werden künftig wieder mehr über Inhalte reden müssen“, verlangt er. Corona werde bis zum Wahltag das dominierende und wahlentscheidende Thema sein. Parallel dazu müsse man „den Menschen erklären, wie Klimaschutz und Wohlstand dauerhaft für unser Land zu machen sind“. Über Laschet lässt Söder fallen, man müsse „bald auch wieder die Kraft finden, über wichtige nationale und internationale Herausforderungen zu sprechen“. Und: „Wir müssen einen Zahn zulegen.“

Das freundliche „Wir“ kaschiert kaum, dass es um den Kandidaten geht. Söder hatte sich, nachdem er im Wettstreit um die Kandidatur unterlegen war, ein Weilchen zurückgenommen. Nun ist seine Kritik umso härter. Die CSU-Leute, in den Umfragen in Bayern selbst arg gebeutelt, fürchten die Verdammung in die Opposition im Bund. „Im September besteht die Gefahr einer Ampel“, sagt Söder. FDP-Chef Lindner werde nicht zögern, SPD und Grünen an die Macht zu verhelfen. Söder: „Wir müssen jetzt klare Kante zeigen, sonst besteht die Gefahr, dass wir den Erfolg am Ende verspielen.“

CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

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