Umbau der Festspiele

Verstaatlicht Bayreuth!

von Redaktion

MARKUS THIEL

Die Jubel-Orkane wie jetzt für Christian Thielemanns „Parsifal“ täuschen. Die Stimmung, so wird berichtet, ist mau im Bayreuther Festspielhaus. Der Stress mit dem Corona-Spielplan, kurzfristige Absagen für tragende Rollen, eine seit Jahrzehnten völlig verquere Organisationsstruktur und eine gerade sehr dünnhäutige Chefin, Katharina Wagner, die sich an alledem auf- und abarbeitet, auch weil sie gern alle Fäden in der Hand behält: Viel kommt da in diesem Sommer zusammen.

Neustrukturierung, das sagt sich so leicht. Doch derzeit ist das Festival so unbeweglich wie eine Rundfunkanstalt und wälzt sich nur mühsam voran. Dass Entscheidungszüge verschlankt werden müssen, dass ein Konstrukt von sich gegenseitig hemmenden Gremien inklusive Verwaltern und Gesellschaftern von vorgestern ist, liegt auf der Hand. Und dennoch, auch das beweist gerade das Dirigat Thielemanns, verbietet sich ein totaler Bruch.

Schon der Nachkriegs-Neustart von 1951 zeigte, dass Bayreuth nur als Spagat zwischen starker Tradition und Aufbruch funktioniert. Thielemann steht für Ersteres, auch die Wagner-Familie. Ohne solche Köpfe, die mit der DNA der Festspiele zu tun haben, wäre alles ein x-beliebiges, Nimbus-loses Sommer-Event. Ein wendiges Gremium um Katharina Wagner, das wär’s also – und eine eindeutig definierte Trägerschaft. Was bedeutet: Bayreuth als bayerisches Staatstheater oder als Stiftung unter Bundeshoheit.

Markus.Thiel@ovb.net

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