Wann steigt Armin Laschet in den Ring?

von Redaktion

23 Prozent: Neues Umfrage-Tief für Union – Jeder zweite Befragte will Wechsel zu Söder

Berlin/München – Armin Laschet, früher Hobbyfußballer und heute Kanzlerkandidat, durchlebt gerade eine alte Sportweisheit: Haste kein Glück, kommt oft auch noch Pech dazu. Nach einer Serie als unglücklich empfundener Auftritte folgt nun eine Reihe ungünstiger Umfragen. Den bisherigen Tiefpunkt markiert das Institut Forsa: 23 Prozent für die Union. Und, noch schlimmer für Laschet: Exakt die Hälfte der Befragten gab an, er solle für Markus Söder (CSU) verzichten.

Zwei große Kritikwellen überspülen den CDU-Vorsitzenden in diesen Tagen. Viele Medien machen zum Thema, dass er sich unglücklich inszeniere, vom deplatzierten Lacher nach der Flutkatastrophe mal abgesehen: Hände in den Hosentaschen beim Rundgang durchs Katastrophengebiet, Pressekonferenzen mitten vor einem Müllberg, patschnassgeregnet neben einem trockenen Olaf Scholz bei einem Auftritt vor den Kameras. Jedes dieser Bilder kann man auch anders deuten – derzeit ist die mediale Lust aber auffällig groß, Laschet als Tollpatsch erscheinen zu lassen.

Der Hauptkritikpunkt ist Laschets zurückhaltender Stil im Wahlkampf, von Söder neulich als „Schlafwagen“ gegeißelt. Der CDU-Kandidat meidet konkrete Aussagen und Festlegungen, er polarisiert möglichst wenig. Selbst sein Fünf-Punkte-Programm für einen Impfturbo, das er am Montag im CDU-Vorstand präsentierte, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als vage bis luftig. Schlüsselsatz: Man müsse wohl nochmal auf den Nutzen von Corona-Impfungen hinweisen.

In der CDU heißt es, Laschets Wahlkampf, wegen der Flut um eine Woche verschoben, starte eben jetzt erst. Am Mittwoch trat er demonstrativ bei einem Box-Club in Frankfurt auf. „Wir müssen endlich zu einem politischen Wahlkampf kommen, zu einer klaren Frontenstellung“, sagte er dort.

In der CSU gibt es aber große Bedenken, ob es dem Kandidaten gelingt, den Abwärtstrend zu brechen. „Koalitionen ohne die Union sind derzeit durchaus möglich“, ist einer der Schlüsselsätze, die Forsa-Chef Manfred Güllner Ende Juli der CSU-Spitze in einer internen Runde vortrug. Auf Basis der aktuellen Zahlen heißt das: Die Grünen (20 Prozent), SPD (19) und FDP (12) könnten gemeinsam eine Ampel-Koalition bilden. Natürlich würde es auch für Jamaika unter Laschet reichen, aber nicht mehr für Zweierbündnisse mit den Grünen oder mit der SPD allein.

Ebenso alarmierend sind die Laschet-Werte. Bei einer Direktwahl (die es nicht gibt in Deutschland) würde er mit 15 Prozent hinter Annalena Baerbock (Grüne, 18) und Olaf Scholz (SPD, 21) liegen. In der Union selbst ist der Anteil seiner Kritiker höher als im Rest der Bevölkerung. 59 Prozent der CDU-Anhänger und 64 Prozent der CSU-Anhänger fänden es richtig, wenn er die Kanzlerkandidatur Söder überlassen würde.

Hypothetisch? In beiden Unionsparteien wird abgewunken. Zu spät, heißt es. Die letzte Chance vor der Briefwahl ab Ende August sei, dass Laschet seinen Wahlkampf fundamental aufdrehe. „Augen zu und durch – das geht nicht“, warnt ein hoher CSU-Politiker.

Auch die Junge Union fordert mehr Druck. „Wahlkampf bedeutet Streit um die besten Ideen für unser Land“, sagt Bayerns JU-Chef Christian Doleschal, „davon merkt man aktuell noch zu wenig“. Laschet müsse das Programm mit Leben füllen. „Seine Aufgabe ist es nun, den Kurs vorzugeben und die Union zum Erfolg zu führen“, verlangt Doleschal. Man werde ihn nach Kräften unterstützen. CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

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