Matthias Höhn, Verteidigungsexperte der Linksfraktion im Bundestag, hat gestern für den Evakuierungseinsatz der Bundeswehr gestimmt. Es gibt also auch bei den Linken Vernünftige, denen die Rettung von Menschenleben wichtiger ist als ihre Ideologie. Die meisten aber enthielten sich, unter anderem mit dem Argument, der Einsatz sei völkerrechtswidrig, weil die neue Kabuler Regierung, die Taliban, nicht zugestimmt habe. Und überhaupt: Man sei ja schon immer gegen diesen Krieg gewesen.
Mitten im Wahlkampf, der der Linken plötzlich eine rechnerische Regierungsoption beschert, belegt die Partei eindrucksvoll, warum sie ebenso wenig koalitionsfähig ist wie die AfD. Der Einsatz in Afghanistan begann nach dem 11. September 2001, als zum ersten und bislang einzigen Mal der Verteidigungsfall der Nato ausgerufen wurde. Der Einsatz beendete nicht nur das damalige Schreckensregime der Taliban und gab gerade Frauen die Chance auf Bildung und ein halbwegs normales Leben, er bedeutete auch einen entscheidenden Schlag gegen El Kaida und den Terrorismus. Bei allen Fehlern, die während der Mission und vor allem zu ihrem Ende gemacht wurden, darf man diese Erfolge nicht vergessen.
In der Welt vieler Linker haben solche differenzierten Gedanken keinen Platz. Die Bundeswehr ist böse, die Nato auch, die USA sind es ohnehin. Olaf Scholz sollte klar sagen, dass mit dieser Haltung kein Staat zu machen ist.
Mike.Schier@ovb.net