Nur in Bayerns Städten wird es eng

von Redaktion

VON MIKE SCHIER

München – „In der Union herrscht große Unruhe“, hat Markus Söder vergangene Woche gesagt. Auch in der CSU hadern viele mit Kanzlerkandidat Armin Laschet. Doch anders als im CDU-Land müssen sich die meisten CSU-Abgeordneten keine Sorgen um ihre Zukunft im Parlament machen. Der Löwenanteil der Mandate im Freistaat bleibt in schwarzer Hand – einer neuen Insa-Prognose zufolge wird das Rennen nur in München, Nürnberg und Augsburg eng. Abgesehen vom Landkreis München neigen auch die zunächst als unsicher geltenden Wahlkreise im restlichen Umland wieder klar der CSU zu.

Interessant: Auch auf Wahlkreisebene spiegelt sich das plötzliche Erstarken der SPD wider. Bundesweit traut ihr Insa 125 Direktmandate zu – mindestens drei davon in Bayern. Das wären mehr als zu rot-grünen Regierungszeiten unter Gerhard Schröder. Ein bisschen Skepsis scheint da aber angebracht, schließlich liegt die Bayern-SPD in der Sonntagsfrage weit jenseits der Ergebnisse um die Jahrtausendwende.

Konkret sieht Insa die Genossen in den beiden Wahlkreisen von Markus Söders Heimatstadt Nürnberg vorn (Augsburg ist eher grün). Auch der Münchner Norden, der traditionell der SPD zuneigt, wird wieder den Genossen zugeschrieben. Hier holte einst Axel Berg als einsamer Streiter das einzige rote Direktmandat im Freistaat. Auch heute ist der Wahlkreis besonders: Kandidat Florian Post steht mit den Genossen auf Kriegsfuß, seit ihn die Oberbayern-SPD bei der Listenaufstellung durchfallen ließ. Wenn er das Direktmandat nicht holt, ist seine Karriere vorbei. Kein Wunder, dass er sich nun freut, dass „die realistische Chance besteht“, seine Arbeit fortzusetzen. Der Abgeordnete Bernhard Loos (CSU) könnte dagegen seinen Sitz ebenso verlieren wie sein Kollege Stephan Pilsinger im Münchner Westen. Dort wird schon länger ein Erfolg von Dieter Janecek (Grüne) prognostiziert.

Wie realistisch dieses Szenario ist, darüber gehen die Meinungen ein wenig auseinander. Klassische Umfragen gibt es kaum. Die Wahlkreiskarte von Insa beruht auf einer Modellrechnung. Das Ergebnis unterscheidet sich gerade in den umkämpften städtischen Gebieten teilweise deutlich von anderen Anbietern wie www.wahlkreisprognose.de. Dort bezeichnet man beispielsweise die beiden Nürnberger Stimmkreise ganz amerikanisch als „too close to call“, aber eher zur CSU tendierend. Auch in München wird es demnach eng. Nur den Westen schreibt man relativ sicher dem Grünen Janecek zu. Die übrigen drei sind umkämpft, wobei auch bei www.wahlprognosen.de die Tendenz im Norden zu Florian Post geht. Und beide Prognosen sehen im Osten der Stadt gute Chancen für die bislang noch ziemlich unbekannte Vaniessa Rashid, die sich bei den Grünen überraschend gegen Margarete Bause durchgesetzt hatte.

Wolfgang Stefinger hat Rashid im Wahlkampf noch nicht persönlich kennengelernt. Stefinger, eher Vertreter einer liberalen Großstadt-CSU, kämpft im Osten um seinen Job in der Politik – auch er ohne Listen-Absicherung. „Trotz solcher Zahlen bleibe ich zuversichtlich“, sagt er. „Es ist schon eine Persönlichkeitswahl.“ Die Resonanz auf der Straße sei gut.

Skepsis ob der Genauigkeit der Wahlkreis-Prognosen ist bei vielen Kandidaten herauszuhören. Trotzdem schauen sie genau hin. Janecek will sich nicht festlegen, welcher er mehr traut. „Ich liege ja in allen vorn“, scherzt er.

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