Armin Laschet zieht mal wieder Kritik auf sich. Der Kanzlerkandidat der Union hat sich bei einem Wahlkampfauftritt mit einem lauten Querdenker unterhalten, der aufgebracht auf die Bühne gestürmt war – ohne Maske und ohne Abstand. Ist das jetzt ein Skandal?
Karl Lauterbach sieht es so. Der SPD-Politiker wirft Laschet vor, sich fahrlässig in Infektionsgefahr gebracht zu haben – die Männer hätten sich in „Tropfeninfektionsdistanz“ befunden. Fachlich mag das ja richtig sein. Und doch fragt man sich: In welcher Welt lebt mittlerweile eigentlich Karl Lauterbach? Ja, Corona ist gefährlich und man sollte sich schützen, so gut es geht. Aber wer – abseits von Bundestag und Talkshow-Bühnen – ein halbwegs normales Dasein führen will, muss damit leben, dass hundertprozentiger Schutz nicht immer möglich ist. Potenziell gefährliche Situationen entstehen auch in der S-Bahn oder im Großraumbüro jeden Tag. Genau deshalb lässt man sich ja (wie auch Laschet) impfen – damit auf eine längerfristig kaum vermeidbare Infektion keine schwere Erkrankung folgt.
Das heißt nicht, dass man den Vorfall nicht kritisieren kann. Man darf sich schon fragen, wie es eigentlich sein kann, dass in diesen aufgeheizten Zeiten ein Aktivist der Querdenken-Bewegung ungehindert zum Kanzlerkandidaten auf die Bühne laufen kann. Dass der CDU-Chef darauf aber nicht panisch nach Maske und Abstand ruft, sondern das Gespräch sucht, ist kein Skandal, sondern eine souveräne Reaktion – wenn auch auf die Laschet-Art.
Sebastian.Horsch@ovb.net