Volksfest-Pläne für Geimpfte

Ein Prosit der Ungemütlichkeit

von Redaktion

CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

Die Münchner Wiesn ist, je nach Sichtweise und Tagesform, Himmel der Bayern oder Hölle der Zuagroasten. Man darf sie lieben oder hassen, zu ihr pilgern und vor ihr flüchten. Doch eines ist klar: Für Millionen Menschen, für den Standort München und für Bayerns Bild in der Welt ist sie Gold wert und jede Corona-Absage dramatisch. Nun verkünden Wirte und wackere Wiesnreferenten, 2022 finde das Oktoberfest ganz bestimmt statt. Das sagten sie zwar letztes Jahr auch schon, und in Wahrheit hat keiner auch nur eine blasse Ahnung, ob die Pandemie dann wirklich besiegt ist und welche Einschränkungen gelten – aber Zuversicht ist immer besser als Trübsal.

Absehbar ist nur: Wenn Volksfeste, mittlere und riesige, wieder anlaufen, dann unter Regeln. „2G plus Test“, diese Formel bringen sie in München in Umlauf, also Zugang nur für Geimpfte und Genesene, und das auch nur mit frischen Tests. Das hieße: maximaler Schutz, virologisch gut; Maske und Abstand wird’s im Zelt ja kaum geben. Politische Mehrheiten dafür sind aktuell aber ungewiss. Und das Hausrecht haben die Wirte.

Trotzdem ist der 2G-Vorstoß bedenkenswert. Weil das ein zusätzlicher Impf-Anstoß sein kann für jenen Teil der Menschen, die sich bisher schlicht nicht um den Schutz gekümmert haben – sozusagen ein Prosit der Ungemütlichkeit. Und weil klare Regeln Sicherheit geben. Kultur und Sport zeigen: Viele Menschen meiden Megaveranstaltungen noch. Mag sein, dass eine Wiesn 2022 – mit 2G, 3G oder sonstwas – dann ein bisschen kleiner ausfällt. Aber das würde ihr, unabhängig von Corona, eh guttun.

Christian.Deutschlaender@ovb.net

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