Gläubige erschüttert

von Redaktion

Papst-Entscheidung im Fall Heße löst heftige Diskussionen aus

Hamburg – Die Entscheidung des Papstes, den Hamburger Erzbischof Stefan Heße trotz zahlreicher Pflichtverletzungen im Umgang mit Missbrauchsfällen im Amt zu lassen, wird von Bischöfen begrüßt – und von Laien heftig kritisiert. Franziskus hatte, wie berichtet, das im März eingereichte Rücktrittsgesuch Heßes abgelehnt. Seine Fehler seien nicht mit der Absicht begangen worden, Missbrauchsfälle zu vertuschen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing (Limburg), lobte die Entscheidung des Papstes, weil damit „eine schwierige Zeit der Ungewissheit“ ende. Er bat die Kritiker, die Entscheidung als „wohl überlegt und begründet“ zu akzeptieren.

Davon aber ist etwa das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) weit entfernt. Das Gremium zeigte sich schockiert von der Nachricht. Laut Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel werde im Vatikan verleugnet, „dass sichtbare und spürbare Veränderungen in der Kirche nötig sind, um das verloren gegangene Vertrauen wieder zu erlangen“. Ihre Kollegin Karin Kortmann hält es für einen „Schlag ins Gesicht für Betroffene von sexueller Gewalt“, wenn aus Fehlentscheidungen keine persönlichen Konsequenzen folgten. Die Initiative „Wir sind Kirche“ sieht die Personalie Heße als „höchst problematisch“ an. Sie befürchtet, dass sich nun auch der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki in seinem Kurs bestätigt sehe, der nur die juristischen Verstöße bewerte, die moralische Verantwortung der Kirchenleitung jedoch außer Acht lasse.

Matthias Katsch, Sprecher der Betroffeneninitiative „Eckiger Tisch“, sprach von „organisierter Verantwortungslosigkeit“. Er rief zum Austritt aus der katholischen Kirche auf: „Anders merken sie nichts.“ kna/cm

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