CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER
Das große Donnerwetter lässt sich minutengenau vorhersagen. Ab Sonntag, 18 Uhr, wird es in der Union knallen, blitzen und rauchen. Wie heftig die Abrechnung in CDU und CSU werden könnte, lässt nun Wolfgang Schäuble erahnen: Er fängt schon mal damit an, und zwar ganz oben. Der Kanzlerin bindet Schäuble die schlechten Umfragewerte ans Bein. Angela Merkel habe 2018 den CDU-Vorsitz abgegeben, aber die Kanzlerschaft behalten. Nun habe Kandidat Laschet keinen Amtsbonus und könne gar nicht sagen, alles neu oder alles besser zu machen.
Das hat genau einen wahren Kern: Merkel versäumte, einen klaren, starken Nachfolger aufzubauen, zu oft waren die Mittelmaßlinge im Kabinett ihre engsten Vertrauten. Der Rest von Schäubles Schuldzuweisung ist allerdings Unfug. Ein Kanzler-Tausch stand nie realistisch im Raum. An wen auch? 2018 an Annegret Kramp-Karrenbauer? 2021 an Laschet? Das hätte der Koalitionspartner SPD explizit nicht mitgemacht. Laschet andererseits hätte nichts in der Welt daran gehindert, sich in seinem Wahlkampf klar für oder gegen Merkels Politik (Beispiel: Migration) zu positionieren. In seiner ewigen Einlullerei – ja keinen Wähler erschrecken – traute er sich nicht.
Laschets Probleme sind nicht der fehlende Amtsbonus – sondern das fehlende Profil und der zu spät eingesetzte Kampfgeist. Der Architekt dieser unglücklichen Kandidatur ist übrigens auch bekannt: Wolfgang Schäuble. Er hat sich verschätzt, verzockt, seine Partei weiß das. Das erklärt seine eilige Suche nach anderen Schuldigen.
Christian.Deutschlaender@ovb.net