Aiwanger und die CSU

Lämmchen statt Rumpelstilzchen

von Redaktion

MIKE SCHIER

Die Freien Wähler schienen gestern einen Doppelgänger zur Pressekonferenz geschickt zu haben. Lammfromm gab sich der Mann, der wie Hubert Aiwanger aussah. Die Bayern-Koalition arbeite ganz hervorragend zusammen, flötete er. Der Umgang sei fair. Beobachter rieben sich die Augen, wie das zum Rumpelstilzchen passte, das Aiwanger in den letzten Wahlkampf-Tagen gab. Zur Inszenierung als Impfgegner. Zu den heftigen Attacken auf die CSU. Zur irritierenden Aussage eines stellvertretenden Ministerpräsidenten, selbst in der Opposition könne man in Berlin mehr bewirken als in der Staatsregierung.

Aiwanger hat für sein vollmundiges Bundestags-Ziel, das er krachend verfehlte, großen Kollateralschaden in Kauf genommen. Klar: In Bayern füllt das ordentliche Ergebnis die Wahlkampfkasse für die Landtagswahl. Aber das Vertrauensverhältnis zum Koalitionspartner ist nachhaltig gestört. Vom nicht enden wollenden Streit in Corona-Fragen bis zur – wohl strafbaren – Veröffentlichung von Nachwahlbefragungen, um letzte Wähler zu mobilisieren. Zu einer soliden, bürgerlichen Kraft, die die meisten Vertreter der Freien Wähler sind, passt das alles nicht.

Mitleid mit der CSU muss man aber nicht haben: Aiwanger malträtiert sie mit ihren eigenen Waffen. Das Spiel, gleichzeitig zu regieren und Opposition zu sein, hat die CSU erfunden. Trotzdem dürfte sich Markus Söder überlegen, wie lange er sich auf der Nase herumtanzen lässt.

Mike.Schier@ovb.net

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