Vizekanzler Habeck?

Grüne Reflexe

von Redaktion

MARCUS MÄCKLER

Man muss nicht jede Befindlichkeit der Grünen verstehen – auch in diesem Fall ist der Unmut in Teilen der Bundestagsfraktion rätselhaft. Dass Robert Habeck in einer möglichen Koalition Vizekanzler werden könnte, ist kein Aufreger. Es ist die logische Konsequenz der letzten Wochen und des Machtgefüges, das die Partei sich gegeben hat.

In einem ordentlich versemmelten Wahlkampf hat es Habeck nie an Loyalität zu Annalena Baerbock fehlen lassen, obwohl er sich im stillen Kämmerlein sicher dann und wann die Haare raufte. Sie hatte ihre Chance, er bekommt jetzt – womöglich – seine. Statt diesen einfachen Umstand zu akzeptieren, reagiert mancher in der Partei unangenehm reflexhaft. Jürgen Trittin unterstellt Hinterzimmergemauschel, als sei man nicht lange stolz auf die reibungslosen Absprachen der Chefs gewesen. Andere meinen, Baerbock müsse als Frau nun die „Sündenböckin“ spielen, obwohl ihr Geschlecht doch erst ausschlaggebend für die Kanzlerkandidatur war.

Aus der Innenperspektive mag es ärgerlich sein, dass die Absprache – früher als geplant und auf verschlungenen Wegen – publik wurde. Mehr ist es aber auch nicht. Mit ihrer Absprache zeigt sich die Parteispitze im Gegenteil weitsichtig. Habeck wird wohl in vier Jahren um die Kanzlerschaft kämpfen. Jetzt ist die Zeit, ihn dafür aufzubauen.

Marcus.Maeckler@ovb.net

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