Die Union in historischer Krise

Partei im Zerfall

von Redaktion

GEORG ANASTASIADIS

Schon drollig, wer in der Union jetzt alles nach personeller Erneuerung ruft – und selbst dazuzugehören glaubt, so wie Merkels Allzweckwaffe Peter Altmaier. Seine billige Rechthaberei, er habe ja schon immer vor dem Kandidaten Laschet gewarnt, spendet der verzweifelten Partei genauso wenig Trost wie die dröhnende Abwesenheit der Kanzlerin, die die CDU mal für ihre „Mutti“ hielt, das eiserne Schweigen der Granden Schäuble und Bouffier und das geschäftige Sondieren Spahns. Die Union hat niemanden mehr, der über genügend Autorität verfügt, um den einsetzenden Zerfallsprozess zu stoppen. Sie hat nur noch Laschet, und auch der taugt nur noch als Sündenbock, auf dem man alles abladen kann.

Die CDU und auch die auf 31,7 Prozent abgestürzte CSU stehen unter Schock. Aber Gedankenspiele, kurzerhand den Bayern Markus Söder anstelle Laschets zum Kanzler einer Jamaika-Koalition zu machen, falls die Ampel nicht klappt, elektrisieren nur den Teil der Union, der schon immer für den Bayern war. Der Rest grollt ihm wegen seiner Illoyalität im Wahlkampf, die der Union ziemlich sicher die zur SPD fehlenden entscheidenden zwei Prozentpunkte raubten. Und so richten sich die Blicke in die Provinz, ins kleine Saarland und an die Küste, wo mit den Ministerpräsidenten Tobias Hans und Daniel Günther wenigstens bescheidene Zukunftshoffnungen heranreifen.

Die Union, und das ist Merkels vielleicht bedrückendstes Erbe, ist eine Partei im Zerfall, ein rauchender Trümmerhaufen. In dieser Verfassung ist sie kein attraktiver Jamaika-Partner, nicht mal für FDP-Chef Lindner.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

Artikel 1 von 11