PRESSESTIMMEN

von Redaktion

„Wenn eine Ära endet, beginnt die Zeit der Unsicherheiten: Deshalb haben viele deutsche Wähler gemeint, die beste Art, die Trauer über den Abtritt von Kanzlerin Merkel zu überwinden, ist, jenen Kandidaten zu wählen, der ihr am ähnlichsten war. Und die SPD hat von diesem Posthum-Effekt der Epoche Merkel profitiert. Denn sie hat viele Wählerstimmen bekommen, die früher für Merkel waren.“

La Stampa, Rom

„Eine künftige Koalition wird die Merkelsche Unschlüssigkeit aufgeben müssen, die Deutschland 16 Jahre lang auf einem vorsichtigen Kurs gehalten hat. Im Inland muss sie die Digitalisierung der Wirtschaft vorantreiben, die Investitionen in die öffentliche Infrastruktur erhöhen, nicht zuletzt in die Dekarbonisierung der Wirtschaft und einen ideenreicheren Umgang mit ihrer alternden und schrumpfenden Bevölkerung finden.“

Times, London

„Keineswegs ist auszuschließen, dass die CDU mittelfristig den Weg der italienischen Democrazia Cristiana gehen und in der Bedeutungslosigkeit verschwinden wird. Der Tonfall am Morgen danach lässt eine Phase der Selbstzerfleischung und der Schuldzuweisungen erwarten.“

Neue Zürcher Zeitung

„Selbst unter Berücksichtigung des europäischen Interesses an russischem Gas stellen die Wahlergebnisse in Deutschland eine realere Bedrohung für Nord Stream 2 dar. Trotz des Sieges der Sozialdemokraten, die das russische Projekt grundsätzlich unterstützen, wird in der neuen Regierung der Anteil der Grünen wachsen, die keinen Hehl aus ihrer negativen Haltung gegenüber der Pipeline aus Russland machen.“ Rossijskaja Gaseta, Moskau

„Da die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel selbst nicht kandidierte, blieb die Frage, wer ihre Nachfolge antritt, bis zum letzten Moment offen. In seiner Stilistik (weniger im politischen Wesen) ähnelte Scholz von allen Kanzlerkandidaten in seinem Verhalten der langjährigen ,Mutter‘ der Nation. Ebenso kühl, rational, trocken. Unerschütterlich.“

Neatkariga Rita Avize, Riga

„Jetzt müssen die Beteiligten erst ausloten, was geht und was nicht. Da haben Grünen-Chef Robert Habeck und Christian Lindner gut vorgelegt. Nicht sie warten, wer sich für sie interessiert, sondern die beiden ,Kleinen‘ nehmen die Sache in die Hand. Wenn sie sich einig werden, wenden sie sich an Union oder SPD. So geht Kanzlermachen.“

Der Standard, Wien

„Es ist ein kritischer Moment für den alten Kontinent. Trump ist nicht mehr, aber sein Nachfolger Biden hat schon deutlich gemacht, dass auch für ihn die EU keine strategische Priorität hat. Und China versucht, die EU zu einem weiteren abhängigen Kunden zu machen. Wer wird der Führer des neuen Europas sein? Ohne Zweifel der künftige Kanzler. Europa braucht einen Kaiser, einen starken Kanzler und vor allem einen, der nicht von der heimischen Politik gefesselt ist.“

La Vanguardia, Madrid

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