GEORG ANASTASIADIS
Eine angehende Beziehung, bei der sich die Partner noch vor dem ersten Rendezvous über die Frage streiten, wann man sich denn nun treffen will, steht unter keinem guten Stern. Jetzt haben sich CDU und CSU nach einigem Zank also erst für Sonntagabend zum Speeddating mit der FDP verabredet – unplanmäßig erst nach dem ersten Treffen der Liberalen mit den Genossen um Olaf Scholz. Söder hatte für Samstag leider wichtigere Termine. Laschet wiederum will am Sonntag fast in Kompaniestärke zum Kennenlerntermin anrücken – ob sich in einer solchen Quatschrunde wohl erste zarte Bande knüpfen lassen?
Den Grund für den rumpeligen Start der Jamaika-Gespräche sieht die FDP zu Recht im wieder eskalierenden Machtkampf in der Union. Denn dort ist weiter ungeklärt, wer sich im (inzwischen unwahrscheinlichen) Fall der Fälle ins Koalitions-Lotterbett legen soll: CDU-Chef Laschet? Den halten viele in der eigenen Partei den Bürgern (und erst recht den Grünen) für nicht mehr vermittelbar. Oder doch Reserve-Kandidat Söder? Der steht bereit, kämpft Unions-intern aber gegen den Vorwurf der Illoyalität. Oder freut sich, wenn zwei sich streiten, am Ende doch der Dritte? In der CDU hat sich gerade Jens Spahn wieder ins Gespräch gebracht, aber auch auf den saarländischen Ministerpräsidenten Tobias Hans richten sich erwartungsvolle Blicke.
Das Problem ist: In der CDU findet sich keiner, der noch über die Autorität und den Mut verfügt, Laschet zu sagen, dass es vorbei ist. Wo aber keine ordnende Hand den Prozess steuert, wartet an der nächsten Ecke das Chaos. Kein Wunder, dass die FDP diesen Partner skeptisch beäugt.
Georg.Anastasiadis@ovb.net