GEORG ANASTASIADIS
In Berlin laufen seit gestern die Sondierungen für eine neue Bundesregierung auf Hochtouren. Doch für CDU und CSU naht das Ende der Illusionen: Ihre Bastion Berlin droht zu fallen. Die Restchance auf Jamaika hat die Union in der vergangenen Woche fast schon vertan. Dort kämpft nun wie in einem Häuserkampf jeder gegen jeden. Friedrich Merz wird sich nach Laschets absehbarem Sturz zu Recht kaum mehr davon abbringen lassen, die anstehende Klärung der Machtfrage der CDU-Basis zu überantworten, nachdem drei Funktionärsentscheide (pro Kramp-Karrenbauer, pro Laschet, contra Söder) katastrophal gescheitert sind.
Auch FDP und Grüne ahnen jetzt: Die Union ist aktuell nicht regierungsfähig. Sie wird, so wie nach der Ära Kohl, auch nach dem Ende der Ära Merkel viele Jahre in der Opposition zubringen müssen. Manche in der CSU glauben noch, dass das für sie eine gute Nachricht sei, weil man den Landtagswahlkampf 2023 gegen eine rot geführte Bundesregierung führen könne. Doch Vorsicht: Durch Deutschland wogt eine Welle der Euphorie für das neue Ampel-Experiment. Ob diese schon in zwei Jahren einer neuen Ernüchterung Platz macht, weiß niemand. Rot-Grün-Gelb startet mit großem medialen Rückenwind als kulturelles Erneuerungsprojekt. Die FDP versucht, die Union als tonangebende, da regierende bürgerliche Kraft abzulösen.
Die auf 31 Prozent abgesackte CSU hingegen sitzt auf der Rutschbahn nach unten. Jetzt beginnt der Kampf um Bayern, ein Vielparteienbündnis gegen die schwarzen Dauerregenten nach dem Beispiel Berlins ist auch hier möglich. Nicht nur die CDU, auch die CSU mit Markus Söder braucht einen neuen Aufbruch, personell und auch inhaltlich, mit einer klaren Rückbesinnung auf die eigenen Stammwähler. Mit One-man-show, Wackelpolitik und einem Kabinett der grauen Mäuse wird das nicht zu schaffen sein.
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