Es ist ein Zweig des Finanzwesens, der der Gesellschaft, der uns allen schadet: Nach Experten-Schätzungen entgehen dem Fiskus weltweit jährlich rund 368 Milliarden Euro durch Steueroasen. 5,7 Milliarden Euro verliert so allein das deutsche Finanzamt. Dabei ist das Anlegen von Geld auf den Bahamas, in Andorra oder Liechtenstein legal – und wird erst kriminell, wenn Briefkastenfirmen vor den Finanzbehörden versteckt werden, um den Fiskus im Heimatland bewusst zu täuschen.
Richtig überraschend ist es nicht, dass superreiche Promis wie Ringo Starr Anlageberater haben, die alle Steuerschlupflöcher ausnutzen. Doch was wirklich aufhorchen lässt, ist die Tatsache, dass hier auch Politiker ins Zwielicht geraten, die ihren Aufstieg dem Kampf gegen solche dubiosen Finanz-Praktiken zu verdanken haben.
Saubermänner wie der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij, der als Komiker die Methoden gegeißelt hat, von denen er jetzt offenbar selbst profitiert. Oder wie der tschechische Premier Andrej Babis, der an die Macht kam, weil er scharf gegen korrupte Politiker hetzte. Solche Enttäuschungen schaffen Politik-Verdrossenheit nach dem Motto: Die sind doch alle gleich… Eine Verallgemeinerung, die besonders bitter für ehrliche Politiker ist, die oft unter Lebensgefahr gegen Korruption kämpfen. Aber die Transparenz, die Enthüllungen wie die „Pandora Papers“ schaffen, hilft in diesem Kampf auch: Die Angst, aufzufliegen, wirkt hoffentlich abschreckend.
Klaus.Rimpel@ovb.net