Da hat sich einer was vorgenommen: Er wolle das „korrupteste System in Ungarns tausendjähriger Geschichte zu Fall bringen“, gab Peter Marki-Zay nach seinem Sieg im Herausforderer-Rennen gegen Langzeit-Regierungschef Viktor Orban als Parole aus. Und der 49-Jährige scheint wie maßgeschneidert, um diese Herkulesprüfung bei der kommenden Wahl im Frühjahr 2022 auch zu bestehen.
Das nun geschmiedete Oppositions-Bündnis aus Parteien von links bis konservativ hat alles Trennende zurückgestellt, um sich hinter dem gemeinsamen Nenner, die Beendigung der Herrschaft Orbans, zu versammeln. Und diese Vielfalt deckt auch der Spitzenkandidat ab. Er hat zwei Mal bereits bewiesen, dass er die haushoch favorisierte Fidesz-Partei Orbans schlagen kann, als er Bürgermeister der viertgrößten Stadt in Südungarn wurde. Marki-Zay ist kein hochnäsiger Städter, sondern ein Konservativer vom Land, der die Nöte der kleinen Leute kennt, die nicht vom Orban-System profitieren. Gleichzeitig weist der Werdegang des Katholiken und siebenfachen Vaters ihn als international erfahrenen, weltoffenen Mann aus, der auch für Liberale und eher Linke in den urbanen Milieus wählbar ist. Für Orban wird es schwer, gegen Marki-Zay eine Verteufelungsstrategie zu inszenieren und sozialistische Umsturz-Gefahren zu beschwören. Bleibt die Opposition so geeint und konsequent, könnte es im April für die EU überraschende Neuigkeiten aus Budapest geben.
Alexander.Weber@ovb.net