Washington – Der frühere US-Außenminister Colin Powell ist tot. Der pensionierte Vier-Sterne-General starb im Alter von 84 Jahren an Komplikationen infolge einer Corona-Infektion, wie seine Familie am Montag bei Facebook mitteilte. Er war demnach gegen das Virus geimpft. „Wir haben einen bemerkenswerten und liebenden Ehemann, Vater, Großvater und einen großartigen Amerikaner verloren“, erklärte die Familie.
Der liberale Republikaner war von 2001 bis 2005 unter Präsident George W. Bush als erster Afroamerikaner der Geschichte Außenminister der USA. Bekannt ist Powell unter anderem für einen umstrittenen Auftritt vor dem UN-Sicherheitsrat 2003, wo er zur Begründung für einen Einmarsch der USA im Irak vermeintliche Belege für Massenvernichtungswaffen präsentierte, die Bagdad in Wirklichkeit gar nicht besaß. Den Auftritt bezeichnet Powell später selbst als „Schandfleck“ in seinem Lebenslauf.
Powell kam 1937 im New Yorker Stadtteil Harlem als Sohn jamaikanischer Einwanderer zur Welt. Er studierte Geografie und startete eine Karriere in der US-Armee, die ihn nach Deutschland und zwei Mal nach Vietnam führte. 1989 wurde der hochdekorierte General mit dem Status eines Kriegshelden als erster Afroamerikaner Generalstabschef der US-Streitkräfte. Für viele wurde er das Gesicht des Golfkriegs 1991.
Nach seiner Zeit als Außenminister wurde Powell in der immer mehr nach rechts rückenden republikanischen Partei zunehmend zum isolierten Fremdkörper. 2008 sprach er eine Wahlempfehlung für den Demokraten Barack Obama aus. 2016 und 2020 stellte er sich hinter Hillary Clinton und Joe Biden. Biden schrieb in einer Mitteilung, er sei „zutiefst betrübt“ über Powells Tod, der ein „Patrioten von unübertroffener Ehre und Würde“ gewesen sei. „Ich bin ihm für immer dankbar für seine Unterstützung meiner Kandidatur für das Präsidentenamt und für unseren gemeinsamen Kampf um die Seele der Nation.“