Über eine Ampel-Koalition in Bayern haben bisher nicht einmal Kabarettisten gespottet, so unrealistisch schien so ein Projekt. Doch siehe da: In der konkreten parlamentarischen Arbeit, die sich oft im Windschatten der „großen“ Politik bewegt, haben sich Grüne, SPD und FDP im Bayerischen Landtag zuletzt wiederholt gegen die Regierungsparteien verbündet. Es sind oft kleine Angelegenheiten, die die Opposition zusammenschweißen. Mal fordern sie in einer konzertierten Aktion die Fortsetzung von Live-Streams im Landtag (abgelehnt), mal ein Sonderprogramm für Jugendliche mit Förderbedarf (abgelehnt), aktuell die Aufdeckung von IT-Schlampereien im Kultusministerium (Prognose: wird abgelehnt). Bisher der spektakulärste Schritt ist, dass sich auch die FDP demonstrativ hinter den Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Maskenaffären stellt – er ist direkt gegen die CSU gerichtet, die die Hauptsünder in ihren Reihen hat (hatte).
Offenbar versteht sich die Opposition im Landtag (von der AfD abgesehen) bestens. Programmatisch trennen vor allem FDP und Grüne auch in Bayern Welten, doch der gemeinsame Gegner wirkt einigend. Es menschelt. In diesen Tagen, wo doch so viel von Vertrauen als Basis für eine mögliche Ampel-Koalition in Berlin die Rede ist, müsste das vor allem die CSU alarmieren.
Dirk.Walter@ovb.net