Das Vorsorge-Dilemma

Torpedierte Anstrengungen

von Redaktion

MARTIN PREM

Die gesetzliche Rente allein reicht nicht. Das ist nicht neu. Und auch die Lösungsansätze, die der regelmäßig erscheinende Vorsorgeatlas heuer erneut präsentiert, sind altbekannt: Betriebs- und Riester-Renten sowie – wo immer möglich – private Vorsorge. Daran ist prinzipiell nichts falsch. Doch vermisst man den Hinweis darauf, dass eine parteiübergreifend übergriffige Politik die Sparanstrengungen derer, die selbst Verantwortung für ihre finanzielle Zukunft übernehmen, seit Jahrzehnten nach allen Regeln der Kunst torpediert.

Steuern auf bestenfalls maue Zinsen, die nicht annähernd die Inflation ausgleichen, sind ebenso skandalös wie die Tatsache, dass abgabenrechtlich gefördertes Vorsorgesparen in der Auszahlungsphase zur Sanierung der Krankenkassen missbraucht wird. Und mühsam angespartes Aktienvermögen, wird, wenn man es im Alter zu Geld machen muss, mit einer Spekulationssteuer belastet. Dagegen wird die – eher vermögenden Kreisen vorbehaltene – Spekulation mit Schmuck, Kunst oder wertvollen Sammelobjekten wie Oldtimern nach nur einem Jahr von jeglicher Steuerlast befreit.

Dabei ist klar: Eine wirksame Vermögensbildung für breite Schichten ist der beste Schutz vor Armut und würde die Sozialkassen nachhaltig entlasten. Doch hier ist in den letzten Jahrzehnten nichts Nennenswertes auf den Weg gebracht worden. Vielleicht gibt es einen Weg aus der Misere: Wären die politisch Verantwortlichen dem gleichen Vorsorgesystem unterworfen, das sie dem gemeinen Volk bedenkenlos aufbürden, wären die krassesten Missstände wohl in Rekordzeit Geschichte.

Martin.Prem@ovb.net

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