Berlin – Die Rufe aus der CDU-Basis nach einer Mitgliederbefragung für einen neuen Parteichef werden immer lauter. In Sachsen-Anhalt sprachen sich mehrere Kreisverbandschefs in einer Schaltkonferenz dafür aus, den CDU-Chef selbst zu wählen. Und auch laut einer Umfrage des Redaktionsnetzwerks Deutschland unter einigen Kreisverbänden ist eine deutliche Mehrheit für ein Votum aller Mitglieder.
Die CDU-Spitze will sich an diesem Samstag mit 326 Kreisvorsitzenden treffen. Bei der Konferenz soll das historisch schlechte Wahlergebnis der Union aufgearbeitet werden – und die Kreisvorsitzenden sollen bei der personellen Neuaufstellung mitreden dürfen. Offiziell hat noch kein Kandidat seinen Hut in den Ring geworfen. Der ARD-Deutschlandtrend sah aber den Wirtschaftsexperten Friedrich Merz und den Außenpolitiker Norbert Röttgen in- und außerhalb der Partei als favorisierte Kandidaten.
In den Reihen der CDU-Anhänger liegt Merz deutlich vor seinen Konkurrenten: Jeder dritte CDU-Anhänger (36 Prozent) traut ihm am ehesten das Amt des Parteivorsitzenden zu. Jeder vierte (25 Prozent) hält am ehesten Röttgen für geeignet. Gesundheitsminister Jens Spahn bevorzugen 14 Prozent.
Auch Röttgen zeigte sich offen für eine Beteiligung der Basis. Normalerweise wird der CDU-Chef auf einem Parteitag gewählt – das Konzept findet Röttgen an sich gut. Aber diese Lage sei „besonders“. Wenn „ein beachtlicher Teil der Basis“ mitteilt, dass die Mitglieder eine Mitgliederbefragung wünschen, „dann begrüße und unterstütze ich das“, sagte er der Funke-Mediengruppe.
Junge-Union-Chef Tilman Kuban sagte, es sei „Zeit für den Neuanfang der Union“ – mit einem neuen „Unionsrat, der das Verhältnis von CDU und CSU auf neue Füße stellt“, und mit einer Mitgliederbefragung für den Parteivorsitz. Eine Befragung sei durch eine Urnenwahl in den Kreisgeschäftsstellen schnell umsetzbar, sagte Kuban der „Rheinischen Post“. Dann könne auch der Parteitag noch heuer stattfinden.
Noch-Parteichef Armin Laschet strebt eigentlich an, seine Nachfolge im „Konsens“ und ohne Kampfkandidaturen zu regeln. Dafür müssten sich all jene untereinander verständigen, die momentan für die Führungsrolle „in Betracht kommen“, hatte er kürzlich gesagt. Auch CDU-Vizechefin Julia Klöckner forderte potenzielle Vorsitzanwärter auf, sich bei der Personalfrage im Vorfeld zu einigen. „Die überwiegende Mehrheit wünscht sich eine einvernehmliche Team-Lösung“, sagte sie der „Rheinischen Post“. Teile der Partei hatten zuletzt auch eine Doppelspitze aus Mann und Frau gefordert – laut Klöckner seien da aber einige Kreisvorsitzende skeptisch. dpa/afp