Rom – Es ist ein ambitioniertes Ziel: Bis September 2022 sollen mindestens 70 Prozent der weltweiten Bevölkerung gegen Corona geimpft sein. Die Gesundheits- und Finanzminister der führenden Wirtschaftsmächte stellten sich am Freitag bei ihrem Treffen in Rom hinter das Ziel der Weltgesundheitsorganisation, die dafür bis Ende 2021 eine Impfrate von gut 40 Prozent anstrebt. Man wolle die Versorgung mit Impfstoffen und wichtigen medizinischen Produkten ankurbeln, hieß es.
Auf konkrete Maßnahmen einigte sich die Gruppe, der etwa die USA, China, Russland und Deutschland angehören, nicht. Die Entwicklungsorganisation One zeigte sich deswegen „enttäuscht und besorgt“. Während in den reichen Ländern bereits rund 70 Prozent der Bevölkerung geimpft ist, sind es in armen Ländern zwischen zwei und vier Prozent.
Merkel und Scholz: Bundesfinanzminister Olaf Scholz, bald wohl deutscher Kanzler, nimmt am Wochenende gemeinsam mit der scheidenden Kanzlerin Angela Merkel an dem G20-Gipfel teil. Die beiden werden als Duo unter anderen US-Präsident Joe Biden, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan treffen. Scholz wertete das als „gutes Kontinuitätssignal“ an die internationalen Partner.
Biden beim Papst: Biden wurde schon am Freitag von Papst Franziskus empfangen. Der US-Präsident habe dem Papst für sein Engagement für arme und von Konflikten betroffenen Menschen gedankt und seinen Einsatz im Kampf gegen den Klimawandel und Corona gelobt, erklärte das Weiße Haus. Das umstrittene Thema der Unterstützung der US-Regierung für das Recht auf Abtreibung kam wohl nicht direkt zur Sprache. „Wir haben nur über die Tatsache gesprochen, dass er sich freut, dass ich ein guter Katholik bin“, sagte Biden mitreisenden Journalisten zufolge. Er traf sich außerdem mit Emmanuel Macron, um den Streit um ein neues Sicherheitsbündnis der USA im Südpazifik beizulegen, das Frankreich ein milliardenschweres U-Boot-Geschäft mit Australien gekostet hat. Biden bezeichnete die Art, wie der Pakt eingefädelt wurde, als „ungeschickt“. Auch Macron gab sich versöhnlich.
Polizisten und Soldaten: Der Gipfel wird von 8000 bis 9000 Polizisten gesichert. Rund 2000 Soldaten bewachen zudem wichtige Gebäude, Sehenswürdigkeiten, Botschaften und Ministerien. Aktivisten unter anderem von Fridays for Future wollen sich Samstag südlich der Altstadt in Rom versammeln und in Richtung historisches Zentrum ziehen. Erwartet werden bis zu 5000 Teilnehmer.
Klimaschutz als Topthema: Thematisch wird sich der Gipfel neben der Pandemie vor allem dem Klimaschutz widmen. Am zweiten Gipfeltag beginnt in Glasgow parallel die Weltklimakonferenz. Dort soll beraten werden, wie das Pariser Klimaziel (maximal 1,5 Grad Erderwärmung) erreicht werden kann. Die G20 sind für drei Viertel der Emissionen verantwortlich.
Iran und Türkei: Biden wird mit Merkel, Macron und dem britischen Premier Boris Johnson beraten, wie das Atom-Abkommen mit dem Iran zu retten ist. Merkel wird zudem den türkischen Präsidenten Erdogan treffen. Dabei dürfte es um die gerade so abgewendete diplomatische Krise um den inhaftierten Unternehmer Osman Kavala gehen. Erdogan hatte in diesem Zusammenhang zehn Botschaftern Einmischung vorgeworfen und mit Ausweisung gedroht.