Die Klimakrise ist längst da

von Redaktion

Hitzewellen, Dürren, Waldbrände, Stürme und Fluten haben weltweit zugenommen

Berlin – Seit den 1950er-Jahren mehren sich weltweit Extremwetterereignisse wie Stürme, Unwetter oder Hitzewellen. Ursache ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die menschengemachte Klimaerwärmung, wie der Weltklimarat IPCC in seinem jüngsten Sachstandsbericht bilanziert. Eine von künstlicher Intelligenz unterstützte aktuelle Auswertung von mehr als 100 000 Studien deutet darauf hin, dass mindestens 85 Prozent der Weltbevölkerung die Folgen des Klimawandels bereits spüren.

Hitze: In Deutschland war der Sommer 2021 im Vergleich zu den Jahren 1991 bis 2020 durchschnittlich 0,3 Grad wärmer, aber ein Hitzesommer war das nicht. Anders im Süden Europas. In Italien, Spanien, Griechenland ließ Bruthitze von weit mehr als 45 Grad Celsius die Temperaturrekorde purzeln und Menschen leiden. Waldbrände infolge von Hitze und Trockenheit folgten. Auch im Nordwesten der USA und in Kanada wurden Ende Juni nie gesehene Werte von annähernd 50 Grad gemessen.

Dürre: Nicht zuletzt infolge von Hitzewellen sind Dürren häufiger und heftiger geworden. Die Helmholtz-Klimainitiative zählt etwa den Mittelmeerraum, Westasien, viele Teile Südamerikas sowie einen Großteil Afrikas und Nordostasiens auf – mit entsprechenden Folgen für Landwirtschaft und Nahrungsversorgung. Aktuell sind zum Beispiel Zehntausende auf Madagaskar vom Hungertod bedroht, weil es auf der Insel im Indischen Ozean seit vier Jahren keinen Regen gegeben hat. Aber auch in Deutschland werden seit Jahren in verschiedenen Regionen staubtrockene Böden, Niedrigwasser in Flüssen sowie Waldbrandgefahr registriert.

Waldbrände: Wärmere Sommer und längere Trockenphasen verstärken das Risiko von Waldbränden. Wenn ein Feuer entfacht wird, kann es sich sehr schnell über große Flächen ausbreiten. Ob im Süden Europas, an der US-Westküste, in Australien, in Sibirien oder auch in Brandenburg: Häufige Dürreperioden schwächen die Wälder und machen sie anfälliger für Brände, bestätigen Experten des WWF. Durch die Erderhitzung ist künftig häufiger mit solchen Extremereignissen zu rechnen.

Die Kehrseite von Hitze: „Wir haben mehr Wasserdampf in der Atmosphäre, was extreme Regenfälle und tödliche Überschwemmungen verstärkt“, erläuterte jüngst Petteri Taalas, Generalsekretär der Weltwetterorganisation. Nach deren Erkenntnissen machen Stürme und Überschwemmungen fast 80 Prozent der wetter- oder klimabedingten Katastrophen seit 1970 aus.

Stürme: Die wärmer werdenden Ozeane tragen dazu bei, dass Tropenstürme und Hurrikans gefährlicher werden. Dabei erhöht sich nicht unbedingt ihre Anzahl, sondern vielmehr wüten etwa atlantische Wirbelstürme heftiger und schwächen sich über Landmassen langsamer ab. Das ergibt eine Datenauswertung, die 2020 im Magazin „Nature“ veröffentlicht wurde. Zuletzt hatte Hurrikan „Ida“ mit Wind und Wasser schwere Verwüstungen angerichtet, als er im US-Bundesstaat Louisiana auf Land traf.

Starkregen: Die Bilder der Flutkatastrophe im Juli, die besonders den Westen Deutschlands und Belgien traf, bleiben präsent: Nach Rekord-Regenfällen stiegen Flüsse über die Ufer, die Wassermassen zerstörten die Infrastruktur einer ganzen Region und rissen hunderte Menschen in den Tod. Nach Aussage der Forscherinitiative World Weather Attribution lässt sich zwar dieses singuläre Ereignis nicht unmittelbar auf den Klimawandel zurückführen. Wohl aber zeigten Klimamodelle, dass die Wahrscheinlichkeit und Intensität solcher Starkregenfälle steigt – und sich diese Veränderungen in einem sich rasch erwärmenden Klima in Westeuropa fortsetzen werden. KATJA RÄTHER

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