Klimagipfel

Die Wucht der Willigen

von Redaktion

MARCUS MÄCKLER

Große Worte, große Ziele, kein erkennbarer Fortschritt. Die Welt trifft sich dieser Tage mal wieder zur Klimakonferenz und darf zwei Wochen lang so tun, als ringe sie nun, im 26. Anlauf, endlich um den großen Wurf beim Klimaschutz. Dabei hat der G20-Gipfel am Wochenende schon einen dunklen Schatten vorausgeworfen. Selbst jetzt, da das Pariser 1,5-Grad-Ziel kaum mehr erreichbar ist und die Folgen des Klimawandels im Ahrtal, in Sibirien, in Kalifornien greifbar werden, fehlt der Einigungswille.

Es spricht wenig dafür, dass Glasgow mehr wird als ein neuer Beleg für die klimapolitische Lähmung der internationalen Gemeinschaft. Wie auch? Der größte Luftverschmutzer China – prozentual für ein Viertel der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich – spielt nicht mit. Staatschef Xi kommt gar nicht erst nach Schottland, die Kollegen aus Russland, wo seit Monaten Waldbrände toben, und Brasilien, wo der Amazonas leidet, bleiben ebenfalls fern. Die Gruppe der wirklich Willigen ist überschaubar. Aber Resignation ist kein gangbarer Weg. Mehr denn je gilt jetzt: Statt kraftlos auf die Bremser zu zeigen, müssen die Willigen kräftig in die andere Richtung ziehen.

Das Zeitfenster ist klein, auch politisch. Wer weiß, ob die USA 2025 noch einen demokratischen Präsidenten haben? Jetzt ist der grundsätzliche Wille da – ähnlich in der EU, die im Juli einen eigenen Klimaplan vorgelegt hat. Gelingt es beiden zu zeigen, dass Klimaschutz die bessere Basis für wirtschaftlichen Erfolg und Wohlstand ist, dann ziehen andere zwangsläufig nach. Vielleicht sind wuchtige Aufschläge im Kleinen der ehrlichere Weg, als alle Hoffnung auf einen Gipfel zu setzen, der nur enttäuschen kann.

Marcus.Maeckler@ovb.net

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