Markus Söder hat sich für ein paar Wochen rar gemacht: Statt Talkshows und staatstragender Interviews in ARD und ZDF ging es zurück in den schnöden Alltag eines Ministerpräsidenten. Eröffnung des neuen Burgcafés der Kaiserburg in Nürnberg. Solche Sachen. Es wirkte so, als wolle sich da einer aus der Schusslinie nehmen, in die er nach dem schwachen Wahlergebnis der Union unvermittelt geraten war. Unerhört: Sogar aus der CSU gab es offene Kritik am Chef und seinem dauernden Taktieren.
Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass sich Söder nach ein paar Tagen innerer Besinnung neu erfindet. Doch wer die ersten öffentlichen Auftritte, inklusive großem „Bams“-Interview am Wochenende, bewertet, muss feststellen: Viel Innovatives hat der CSU-Chef nicht zu bieten, dafür eine Menge Parolen. Am Freitag teilte er Deutschland in den „Ampel-Norden“ und den „freien Süden“ ein. Am Wochenende warnte er dann vor „Spaltung“ und bezeichnete die Ampel als Koalition der „vermeintlich Besserwissenden und Besserverdienenden“.
Mit Verlaub, das wirkt schon ziemlich platt. Es war Söder, der nach der Wahl Jamaika als Erster fallen ließ und sogar Gesprächsangebote der FDP platzen ließ, weil ihm die Sitzung des CSU-Bezirksvorstands Oberpfalz wichtiger war. Nein, die derangierte Union hat sich die Opposition redlich verdient. Dort muss sie nicht klären, wogegen sie ist (ob Linksbündnis oder Ampel), sondern wofür sie eigentlich steht. Der „freie Süden“ wäre gut beraten, die inhaltliche Leere mit Ideen zu füllen.
Mike.Schier@ovb.net