Laschet zielt auf Söder

Zeit der Abrechnung in der Union

von Redaktion

GEORG ANASTASIADIS

Nur ganz langsam löst sich die Union aus der tiefen Schockstarre, in die sie nach der Wahlkatastrophe am 26. September gefallen ist. Als Erster hat nun Armin Laschet seine Sprache wiedergefunden, doch was er vor einem TV-Millionenpublikum bei „Maischberger“ über Markus Söder zu sagen hatte, lässt keine schnelle Versöhnung der beiden zerstrittenen Schwesterparteien vermuten. Wie auch? Für ein „Schwamm drüber“ war die Niederlage zu desaströs und sind die möglichen Folgen – für beide Parteien – zu verheerend.

Längst geht es auch für Söder nicht mehr ums Kanzleramt, sondern nur noch um die Frage, ob er selbst als Parteichef überlebt oder Laschet in den Abgrund folgt – nach einer möglichen Niederlage bei der Bayernwahl 2023. Natürlich macht Laschet es sich zu leicht, wenn er sein Scheitern nun auf die vielen Münchner Querschüsse im Wahlkampf schiebt. Aber klar ist auch: Ohne das gemeinsame Führungsversagen beider Unionschefs wäre es nicht zum Wahl-GAU im September gekommen. Verloren hat ja nicht nur Laschet, sondern auch die CSU, die unter ihrem Chef Söder ihre bundespolitische Macht, das Erbe von Strauß und Stoiber, für voraussichtlich viele Jahre verspielt hat.

Die Havarie der Union hat zwei Väter – und, nicht zu vergessen, eine Mutti: Angela Merkel hat die Partei entkernt und die Stammkundschaft vertrieben, Laschet und Söder verjagten mit ihrem abstoßenden Dauerstreit anschließend auch noch die Laufkundschaft, die die Union zuletzt nur noch wegen Merkel schätzten. Für CDU und CSU schlägt nun die Stunde null. Beide Parteien müssen sich entscheiden, welche Wähler sie zurückgewinnen wollen. Die CDU, in der sich gerade ein Führungsteam um Friedrich Merz formiert, macht sich als erste auf den Weg.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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