Weltklimakonferenz in Glasgow

Nur eine von vielen Etappen

von Redaktion

MARC BEYER

Applaus muss kein Ausdruck von Zufriedenheit sein. Der Beifall, den der Präsident der Weltklimakonferenz am Samstag erhielt, sollte ihm auch über den beklemmenden Moment hinweghelfen, als er mit den Tränen kämpfte. Nicht alle Hoffnungen sind in Glasgow erfüllt worden, einige wurden sogar massiv enttäuscht. Ungefähr das war aber von Anfang an auch zu erwarten.

Es ist nicht nur die schiere Größe an sich, die Annäherung und Entscheidungsfindung erschwerte. Gravierender waren die extrem unterschiedlichen Ausgangspositionen, mit denen die Vertreter aus fast 200 Staaten nach Glasgow kamen. Jene Länder, die am meisten unter den Klimawandel zu leiden haben, sind nicht die, die ihn maßgeblich zu verantworten haben. Die großen Industriestaaten wiederum tun sich leichter, Entscheidungen zu fordern, als Schwellenländer, die noch maßgeblich auf Energiequellen setzen, die in der ersten Welt längst als besonders schmutzig gelten.

Es bleibt deshalb zwar ein fahler Nachgeschmack, weil Indien die Beschlüsse zur Kohlenutzung verwässert hat. Immerhin aber ist Kohle zum ersten Mal überhaupt als Verursacher des Klimawandels erwähnt. Das klingt banaler, als es in der diplomatischen Praxis ist. Ohnehin ist Glasgow nur eine Etappe auf einem langen, mühsamen Weg gewesen. Was die Beschlüsse wert sind, wird sich erst daran zeigen, mit welcher Entschlossenheit die Welt sie in den nächsten Jahren umsetzt.

Marc.Beyer@ovb.net

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