Noch ist die Faktenlage undurchsichtig, und es gibt bisher keinen Beweis, dass die chinesische Tennisspielerin Peng Shuai von der Staatsmacht verschleppt worden ist. Allerdings ist dieser Verdacht weder widerlegt, noch gibt es glaubwürdige Nachrichten über den Verbleib der 35-Jährigen. Fest steht nur: Viele in der Welt des Tennis machen sich derzeit große Sorgen um Peng Shuai.
Die Sportlerin hatte in den Sozialen Medien geschrieben, sie sei von Chinas früherem Vizepremier sexuell missbraucht worden. Ein Vorwurf, der so gar nicht zur Außendarstellung der regierenden kommunistischen Partei passt. Dass Peng Shuai seither nicht mehr gesehen wurde und niemand mit ihr Kontakt aufnehmen kann, führt unweigerlich zur schrecklichen Annahme, die chinesischen Behörden hätten die Tennisspielerin in ihre Gewalt gebracht, um sie mundtot zu machen.
Derlei Befürchtungen ließen sich leicht entkräften. Ein überzeugendes Lebenszeichen von Peng würde reichen. Dass China bislang noch kein Licht in diese düstere Angelegenheit gebracht hat, verstärkt das Misstrauen in seine autoritäre Führung. Drei Monate vor den Winterspielen in Peking stellt sich unweigerlich auch die Frage: Was hat Olympia in einem Land verloren, in dem unliebsame Sportlerinnen plötzlich verschwinden?
Armin.Gibis@ovb.net