Der 17-jährige Kyle Rittenhouse reist im Sommer 2020 mit seinem Schnellfeuergewehr in die Stadt Kenosha (Wisconsin), um bei einer Demo Geschäfte vor Randalierern zu schützen. Er wird dabei von Mitgliedern des Mobs attackiert – und tötet zwei der Angreifer und verletzt einen Dritten schwer. Alles legal, alles nicht strafbar im Rahmen des Rechts zur Selbstverteidigung, hat die Jury entschieden. Von den Fakten und Videobeweisen her ein Ausgang, der sich abgezeichnet hatte. Dennoch spaltet dieses Urteil die US-Bürger so wie einst der umstrittene Freispruch für den mutmaßlichen Mörder und Football-Star O.J. Simpson. Konservative und Waffenlobby fühlen sich bestätigt und sehen Rittenhouse als Volkshelden.
In Teilen der US-Medien und von einigen Politikern war Rittenhouse kurz nach dem Vorfall als „Mörder“ vorverurteilt worden. Joe Biden bezeichnete den Jugendlichen als „weißen Rassisten“, obwohl alle Opfer Weiße waren. Da war die Zunge schneller als das Gehirn.
Doch ein Fakt darf beim umstrittenen Schlussstrich unter das Verfahren nicht vergessen werden: Solange es die vom Kongress weiter gestützten freizügigen Waffengesetze in den USA erlauben, dass Privatpersonen Schnellfeuergewehre zu Demonstrationen bringen, wird auch in Zukunft Blut fließen. Das Rittenhouse-Urteil könnte dem sogar Vorschub leisten.
Politik@ovb.net