Rotterdam – Feuerwerkskörper explodieren, Autos stehen in Brand, Jugendliche schmeißen Steine auf Polizisten. Beamte verschanzen sich vor der Meute hinter Autos. Dann fallen Schüsse. Corona-Proteste haben in Rotterdam am späten Freitagabend zu heftigen Straßenschlachten geführt. Diese wirkten wie ein Funke im Pulverfass: In der folgenden Nacht zum Sonntag kam es zu Unruhen an mehreren Orten im Land. Justizminister Ferd Grapperhaus sprach von einer organisierten Attacke auf Einsatzkräfte.
Wobei: Einen konkreten Anlass für Proteste gibt es in den Niederlanden gar nicht. Bisher ist keine weitere Verschärfung der Corona-Maßnahmen geplant. Trotzdem zogen hunderte Randalierer durch die Hafenstadt, legten Brände, griffen die Polizei mit Feuerwerk an. „Es war eine Orgie der Gewalt“, sagte Rotterdams Bürgermeister Ahmed Aboutaleb. Die Polizei wurde so bedroht, dass Beamte sogar zur Schusswaffe griffen. Die Polizei gab nach eigener Darstellung erst Warnschüsse ab und schoss dann auch gezielt auf Menschen. Mit einer derart großen Meute habe man nicht gerechnet, sagt der Rotterdamer Polizeichef Fred Westerbeke im TV-Sender NOS. „Dies sind für mich Kriminelle, die versucht haben, meine Polizeileute zu verletzen oder sogar zu töten.“ Vorläufige Bilanz: mindestens sieben Verletzte, 51 Festnahmen. Die Justiz untersucht nun den Waffeneinsatz der Polizei.