München – Der Bundesgesundheitsminister hat das Boostern allen Erwachsenen ans Herz gelegt, im Zweifel auch schon nach fünf Monaten. Doch wer braucht tatsächlich wann eine Booster-Impfung? Eine vorveröffentlichte schwedische Studie gibt Anhaltspunkte, dass die Wirkung der Corona-Impfstoffe im Lauf der Monate deutlich nachlässt. Eine Erkenntnis ist jedoch auch: Bei Jüngeren ist der Schutz vor schweren Verläufen nach einem halben Jahr noch hoch. Für ältere Menschen dagegen ist zeitiges Boostern ratsam.
Die Forscher der Universität Umea haben aus staatlichen Datenbanken zwei jeweils für die Gesamtbevölkerung repräsentative Gruppen von je 800 000 Personen ausgewählt. Die eine Gruppe bestand aus Geimpften, die andere aus Ungeimpften. Die Datenbanken gaben Aufschluss, wer zwischen Januar und Oktober positiv auf das Coronavirus getestet wurde, wann der Test stattfand und ob die Betroffenen in den 30 Tagen danach ins Krankenhaus kamen oder letztlich starben. Hinterlegt war auch, wer wann mit welchem Impfstoff oder mit welcher Kombination von Impfstoffen immunisiert wurde.
Die Daten zeigten: Für doppelt mit Astrazeneca Geimpfte nahm der Schutz vor schweren Verläufen ab dem vierten Monat drastisch ab. Bei Erst- und Zweitimpfung mit mRNA-Impfstoffen (Biontech oder Moderna) oder bei Kombination von Astrazeneca mit mRNA-Vakzinen hielt der Schutz länger. Moderna schnitt am Besten ab. Gemittelt über alle Impfstoffe und Altersklassen sank nach sechs Monaten der Schutz vor schweren Verläufen auf 40 Prozent. Das erklärt sich aus dem extremen Nachlassen bei Personen über 80. Für Jüngere sank der Wert nur von 90 auf 80 Prozent.
Einschränkend für die Ergebnisse ist, dass soziale Faktoren nicht herausgerechnet werden konnten, etwa das Phänomen, dass Geimpfte sich sicherer fühlen und höhere Risiken eingehen könnten, etwa häufiger auf Masken verzichten. Das dürfte auch erklären, warum die Daten für die Astrazeneca-Doppelimpfung nach sechs Monaten rein statistisch sogar negative Effekte zeigten. sr