Berlin – Wegen der Verbreitung einer neuen Coronavirus-Variante im südlichen Afrika beschränkt die Bundesregierung die Einreise aus acht Ländern der Region drastisch. Südafrika, Namibia, Simbabwe, Botsuana, Mosambik, Eswatini, Malawi und Lesotho werden ab Sonntag als Virusvariantengebiete eingestuft, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Freitagabend mitteilte. Auch die USA und Kanada kündigten entsprechende Maßnahmen an.
Fluggesellschaften dürfen damit im Wesentlichen nur noch deutsche Staatsbürger oder in Deutschland lebende Personen von dort nach Deutschland befördern. Es handelt sich nicht um ein Flugverbot. Allerdings plant die EU, alle Passagierflüge aus sieben Ländern (Malawi gehört nicht dazu) auszusetzen.
Solange der Bann nicht in Kraft ist, gilt für Einreisende eine zweiwöchige Quarantänepflicht – auch für Geimpfte und Genesene. Sie kann nicht durch negative Tests verkürzt werden. Die Passagiere einer Lufthansa-Maschine aus Kapstadt mussten sich bereits am Freitagabend nach der Landung in München einem PCR-Test unterziehen und anschließend in Quarantäne.
Der nur noch geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Freitagmorgen angekündigt, dass Südafrika und gegebenenfalls noch andere Länder schon in der Nacht zu Samstag zum Virusvariantengebiet würden. Der Zeitpunkt wurde dann nach einer rechtlichen Prüfung aber noch einmal um 24 Stunden nach hinten verschoben – auf Sonntag, 0.00 Uhr.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte die Variante B.1.1.529, die auch „Omikron“ genannt wird, am Freitag als „besorgniserregend“ ein. Experten befürchten, dass die vielen Mutationen der Variante dazu führen, dass sich der Erreger schneller ausbreitet oder die Impfstoffe ihre Schutzwirkung verlieren. Am Freitag wurde ein erster Fall in Belgien gemeldet. In Deutschland wurde die Variante nach RKI-Angaben vom Freitagvormittag noch nicht festgestellt.
Zahlreiche EU-Länder hatten bereits vor Deutschland Reisebeschränkungen verhängt, darunter Dänemark, Italien und die Niederlande. Frankreich verkündete ein Landeverbot für Flüge aus dem südlichen Afrika für wenigstens 48 Stunden. Die WHO äußerte allerdings zum jetzigen Zeitpunkt Vorbehalte gegen Reisebeschränkungen. Südafrikas Gesundheitsminister bezeichnete die Reaktion vieler europäischer Länder als „unberechtigt“.
RKI-Präsident Lothar Wieler sagte: „Wir sind sehr besorgt. Und ich hoffe sehr, dass stringent dahingehend gearbeitet wird, dass zumindest die Ausbreitung dieser Variante so gut wie möglich durch Reisebeschränkungen eingeschränkt wird.“
Der Virologe Christian Drosten erwartet, dass die verfügbaren Impfstoffe grundsätzlich auch gegen die Variante schützen, besonders gegen schwere Krankheitsverläufe. Davon könne man „nach derzeitigen Ermessen ausgehen“, sagte er im ZDF. Allerdings umgehe Omikron zumindest teilweise die Immunantwort des Körpers.