Der Knall war längst überfällig. Auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern protestierten wütende Fans gegen die Geschäftsbeziehungen des Rekordmeisters mit Sponsor Qatar Airways. Angeblich kassieren die Münchner 20 Millionen Euro und verschließen seitdem konsequent die Augen davor, dass im Wüstenstaat immer noch gefoltert wird, Gastarbeiter ausgebeutet und Homosexuelle verfolgt werden.
Der Konflikt, der Fans und Führung des FC Bayern entzweit, spiegelt die Zerrissenheit der Sportwelt wider. Die entscheidende Frage: Moral oder Moneten? Auf der Jagd nach dem höchstmöglichen Profit lassen sich Funktionäre auf jede noch so fragwürdige Geschäftsbeziehung ein. Im kommenden Jahr darf erst Peking (Olympia) und dann auch noch Katar (Fußball-WM) die große Bühne des Sports missbrauchen, um das eigene Ansehen zu verbessern. Man spricht hier vom „Sportswashing“. Besonders absurd waren die Bilder im Oktober, als tausende Fans des englischen Clubs Newcastle United in Scheich-Kostümen feierten, dass ihr Verein von einem saudi-arabischen Konsortium – eines der Länder mit den höchsten Hinrichtungsraten weltweit – übernommen wurde.
Klar ist aber auch: Der Sport kann durch seine ungeheure Strahlkraft zwar Zeichen setzen – es ist aber nicht dessen Aufgabe, die Menschenrechtsverletzungen im arabischen Raum diplomatisch zu lösen. Nur mit den Fingern auf die reichen Sportler zeigen, ist zu simpel und wird der Tiefe des Problems nicht gerecht. Denn auch in der Politik und Wirtschaft geht Profit vor Moral.
Nico.Schmitz@ovb.net