Hohe Verbraucherpreise

Die Inflation ist kein Problem der EZB

von Redaktion

SEBASTIAN HÖLZLE

5,2 Prozent. Das ist der Wert, um den die Verbraucherpreise im November verglichen mit dem Vorjahresmonat gestiegen sind. Der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB) steigt, jetzt zügig aus ihrer ultralockeren Geldpolitik auszusteigen. Ein panischer Ausstieg hätte aber verheerende Folgen für die Finanzmärkte – und das in einer Zeit, in der Unternehmen angesichts von Lockdown-Sorgen, einer drohenden Konsumzurückhaltung, Lieferschwierigkeiten und der Ausbreitung neuer Coronavirus-Varianten ohnehin mit bangem Blick in die Zukunft schauen. Solange sich die Inflation nicht dauerhaft auf einem hohen Niveau einpendelt, ist die Inflation nicht das Problem der EZB.

Stattdessen muss sich die scheidende Bundesregierung die Frage gefallen lassen, warum sie den Verbraucherpreisindex behandelt wie die Corona-Statistik – mit einer Mischung aus Wegschauen, spätem Handeln und wirkungslosen Instrumenten. Ein Beispiel: Kaltmieten machen rund 20 Prozent des Inflations-Warenkorbs aus. Die Exzesse der vergangenen Jahre am Immobilienmarkt lassen sich aber nicht allein durch niedrige Zinsen erklären. Der Politik ist es nicht gelungen, dass deutlich mehr Wohnraum entsteht. Auch bei hohen Spritpreisen und Heizkosten kann die Politik eingreifen: Sie kann diejenigen entlasten, die wenig Geld haben – denn diese Menschen trifft die Inflation am stärksten.

Sebastian.Hoelzle@ovb.net

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