Freie Wähler für strengere Quarantäne

von Redaktion

Mehring warnt vor Lücke: Auch vollständig geimpfte Eltern sollen getestet und isoliert werden

München – Der Anruf aus der Schule ist gefürchtet, aber kommt häufig: Kind getestet, positiv, bitte abholen. Aber was gilt dann? Bisher müssen geimpfte Eltern selbst nicht in Quarantäne, solange sie keine Symptome zeigen. Unbesorgt weiter ins Büro gehen, Kontakte pflegen, wollen sie freilich auch nicht. Die Freien Wähler in Bayern, Teil der Staatsregierung, fordern nun, die Quarantäne-Regeln erheblich zu verschärfen.

Man müsse die Verordnung „schleunigst“ anpassen, sagte der parlamentarische Geschäftsführer der FW-Fraktion, Fabian Mehring, unserer Zeitung. Bayern kann das im Alleingang machen. Sein Ziel: Die Eltern von positiv getesteten Kindern müssen künftig verpflichtend daheim bleiben und getestet werden, auch wenn sie vollständig geimpft sind. „Impfen schützt sehr gut vor schweren Verläufen. Leider verschafft der Pieks aber keine sterile Immunität, so dass auch Geimpfte sich trotzdem noch anstecken und das Virus weitergeben können – besonders wenn sie engen Kontakt mit Infizierten haben“, sagt er. Das soll auch für die Lebenspartner von positiv Getesteten gelten. „Das muss sofort geändert werden, um Infektionsketten zu brechen und die vierte Welle wieder unter Kontrolle zu kriegen.“

Mehrings Angebot: Die voll Geimpften sollen dafür vollen Lohnausgleich erhalten und keinen Urlaub nehmen müssen fürs Daheimbleiben.

Die Lücke, die Mehring anspricht, gibt es tatsächlich. Wer emsig sucht, findet sie in Punkt 2.1.1.2 a) der einschlägigen Allgemeinverfügung des Gesundheitsministeriums. Sie fällt immer stärker auf, weil viele Eltern geimpft sind und gleichzeitig tausende Kinder in der Schule positiv getestet werden. Bisher entfiel für die Eltern jede Quarantäne – außer sie zeigen selbst Corona-typische Symptome. Der Vorteil dieser Fassung ist natürlich: Die weitreichende Ausnahme von der Quarantäne war ein gewisser zusätzlicher Anreiz, sich impfen zu lassen.

Das CSU-geführte Ministerium äußert sich zurückhaltend. Quarantäne gebe es für Fälle in Zusammenhang mit einer Omikron-Variante, sagt ein Sprecher, und zwar 14 Tage, nicht verkürzbar. Was Quarantäne im Haushalt heißt, hat das Gesundheitsministerium ausformuliert. Die Wohnung darf nicht verlassen werden, Balkon, Terrasse und Garten sind aber erlaubt. Einkäufe müssen Freunde oder Angehörige erledigen. Für „normale“ Varianten wie Alpha oder Delta verweist der Sprecher auf die Gebote von Abstand und Vorsicht sowie den Rat an Kontaktpersonen, sich PCR-Testen zu lassen.

In der Opposition gibt es vorsichtige Rückendeckung für Mehring. „Jede Idee, die Familien und vor allem Jugendlichen und Kindern hilft, ist momentan willkommen“, sagt der Grünen-Abgeordnete Max Deisenhofer. Über Details müsse man reden, etwa, ob wirklich beide Eltern nach negativen Tests in Quarantäne bleiben müssten. CHR. DEUTSCHLÄNDER

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