Die eilige Großoperation „Impfknall“

von Redaktion

Die Politik will impfen, impfen, impfen – aber klappt jetzt eine Aufholjagd bis zum Jahresende?

Berlin – Inmitten der vierten Corona-Welle muss es jetzt schnell gehen: Im Advent soll die größte Operation in Gang kommen, „die seit langer Zeit gemeistert werden musste“. So formulierte es der designierte Kanzler Olaf Scholz (SPD), der die ehrgeizige Zielmarke ausgab: Bis zu 30 Millionen Bundesbürger sollen bis Jahresende geimpft werden. Für die Umsetzung bedeutet das nun vielerorts einen ziemlichen Kickstart.

Das Impfziel: Im Fokus stehen sollen besonders Verstärkungen („Booster“) schon länger zurückliegender vollständiger Impfungen, die bisher 55 Millionen Menschen haben. Bekommen sollen sie zunächst vor allem Leute, bei denen die zweite Spritze mindestens fünf Monate her ist. Schon „geboostert“ sind inzwischen 10,4 Millionen Menschen, es sollen aber noch deutlich mehr werden.

Das Tempo: Klar ist, dass dafür abrupt beschleunigt werden muss. An großen Worten mangelt es nicht. „Wir fordern einen Impfknall“, sagte Städtetagspräsident Markus Lewe (CDU) im Sender „Welt“. Es müsse wirklich „eine Impfexplosion“ geben, damit die vielen Impfwilligen jetzt nicht lange Schlange stehen müssten. Die Impfungen legten zuletzt schon tendenziell zu. Am Dienstag wurden mindestens 807 000 Dosen gespritzt, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) bekannt gab. Erreicht werden sollen aber wieder Dimensionen wie am bisherigen Rekordtag Anfang Juni. „Um vor die vierte Welle zu kommen, müssen wir täglich mindestens 1,4 Millionen Menschen impfen“, sagte kürzlich SPD-Gesundheitsexpertin Sabine Dittmar.

Die Großoperation: Eilig aufgebaut werden soll dafür jetzt wieder ein größeres Netz öffentlicher Impfstellen neben den Arztpraxen. „Dazu bedarf es eines gemeinsamen nationalen Kraftakts“, hielten Merkel und die Ministerpräsidenten Mitte November fest. Es hängt jetzt an der Umsetzung vor Ort, wie rasch Impfzentren hochfahren und mobile Angebote entstehen. Die Ärzte machen in 100 000 Praxen mit – mehr denn je.

Der Impfstoff: Angesichts aufkommender Klagen über mangelnden Nachschub bekräftigte das Bundesgesundheitsministerium: „Es ist genügend Impfstoff da.“ In dieser und der vergangenen Woche seien insgesamt 18 Millionen Dosen ausgeliefert worden, weitere zehn Millionen sollen kommende Woche folgen – zusammen also 28 Millionen Dosen. „Geboostert“ wird mit den Mitteln von Biontech und Moderna, wobei der Bund für Biontech gerade bis auf weiteres Bestell-Obergrenzen einführte – denn für den bisher am häufigsten genutzten Impfstoff leeren sich die Lager schnell. In vielen Praxen wirbelte das aber schon Terminplanungen durcheinander.

Die Beschleuniger: Vorantreiben soll die Großoperation ein neuer Bund-Länder-Krisenstab im Kanzleramt, für den Scholz Generalmajor Carsten Breuer als Leiter los-eiste. Der 57-Jährige führt das Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr, das auch für die Zusammenarbeit mit zivilen Organisationen zuständig ist. Offen ist, wie schnell noch zusätzliche Impfkräfte mobilisiert werden können. Die Apotheken boten schon Hilfe an, und zwar von bis zu 2600 Apothekern. Doch dafür wären noch rechtliche Änderungen nötig. Die Gesundheitsminister der Länder machen sich nun außerdem für Impfungen in Zahnarztpraxen stark. SASCHA MAYER

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