Dass jede Generation es besser haben würde als die vorherige, war in Deutschland so etwas wie ein Naturgesetz. Man brauchte dafür keine Statistiken, sondern musste nur seine eigene Entwicklung mit der der Eltern vergleichen. Heute kann so ein Vergleich ernüchternd enden.
Dazu passt eine Studie, wonach die Mittelschicht bröckelt. Dieser Effekt stammt zwar vor allem aus den Nullerjahren. Während aber seit der Finanzkrise sowohl die Wirtschaft boomte als auch die Einkommen stiegen, ist die Mitte, das Rückgrat unserer Gesellschaft, nicht mehr stabiler geworden.
Der Effekt lässt sich in begehrten, weil wirtschaftlich starken Regionen gut beobachten – nirgendwo besser als in Oberbayern. Was früher als klassisches Familienmodell galt (nur ein Elternteil mit Vollzeitjob), wird heute zur regelrechten Aufstiegsbremse. Selbst gut ausgebildete Akademiker stellen fest, dass ein ordentliches Gehalt nach Abzug aller Kosten – vor allem der Miete – sehr kompakt wird. Eine Immobilie zu erwerben, wird fast zur Utopie – es sei denn, man nimmt die nächste Generation mit in die Verantwortung. Oder bekommt Hilfe von der vorherigen, die noch andere Verhältnisse erlebt hat.
Marc.Beyer@ovb.net