GEORG ANASTASIADIS
Wer sich impfen lässt, verringert für sich die Gefahr, im Fall einer Covidinfektion im Intensivbett zu landen, und entlastet so unser gemeinsames Gesundheitssystem. Dieser Zusammenhang ist eindeutig belegt. So eindeutig, dass Politik und Behörden es nicht nötig haben sollten, mit unsauberen Zahlen zu hantieren. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hat dennoch genau das getan:Es hat in seiner Inzidenz-Statistik alle Infektionen mit unklarem Impfstatus, immerhin zwei Drittel aller Fälle, der Gruppe der Ungeimpften zugeordnet. Ergebnis: Die 7-Tage-Inzidenz der Geimpften wurde zu niedrig, die der Ungeimpften zu hoch ausgewiesen.
Warum bediente sich das LGL dubioser Statistikmethoden? Warum warnte niemand Ministerpräsident Söder, der die krummen Zahlen öffentlich verwendete? Wie kann es überhaupt sein, dass Deutschland nach zwei Jahren Corona immer noch mit riesigen Datenlücken durch die Pandemie stolpert? Das muss nun aufgeklärt, der Saustall ausgemistet werden. Der Schaden für die Impfkampagne aber ist schon da. Querdenker werden sich die Chance nicht entgehen lassen, weiter an ihrem Mythos von der Impfverschwörung zu stricken und Schwankende zu verunsichern. Jeder Vertrauensverlust ist gefährlich, vor allem angesichts der anrollenden hitzigen Debatte um eine Impfpflicht. Der Fehler reiht sich nahtlos ein in eine schwarze Serie politischer Pannen, angefangen beim zu späten Beginn der Booster-Impfungen bis hin zu dem Umstand, dass vielfach schon wieder das Biontech-Vakzin fehlt.
Doch bei allem verständlichen Ärger vieler Bürger: Ein Blick in die Kliniken, wo Ärzte und Pfleger bis zur völligen Erschöpfung um das Leben von Menschen kämpfen, zeigt, was gerade auf dem Spiel steht.
Georg.Anastasiadis@ovb.net