In der Corona-Pandemie geht das Interesse der Regierungen selten über den Tellerrand hinaus. Das gilt auch für den Atomstreit der EU und den USA mit dem Iran. Angesichts der jetzt beendeten siebten Verhandlungsrunde in Wien, die aus westlicher Sicht keinerlei Fortschritte für eine Rückkehr zu den von Donald Trump aufgekündigten Vereinbarungen brachte, wird die Marschroute Teherans immer klarer: Zeit gewinnen und weiter mit Volldampf an der nuklearen Bewaffnung arbeiten. Zwar glaubt die Regierung von Joe Biden an einen neuen Deal. Doch selbst wenn: Ob sich der Iran dann tatsächlich daran hält, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Das muss auch Deutschland interessieren, und zwar aus mehreren Gründen: Je mehr sich Teheran einer Atomwaffe nähert, desto stärker wird der Druck auf Israel, sich für oder gegen einen Militärschlag zu entscheiden, um das Programm zumindest zurückzuwerfen. Berlin, das der Diplomatie den Vorrang geben will, stünde dann angesichts der Beteuerungen zum Existenzrecht des jüdischen Staates vor dem Dilemma, Position beziehen zu müssen. Wie die USA handeln würden, ist jedenfalls klar: Biden würde – das zeigte seine Afghanistan-Flucht – nie militärisch gegen den Iran vorgehen. Stattdessen würde er eine Atommacht Iran in Kauf nehmen. Die Gefahr wächst, denn die Diplomatie dürfte kaum Chancen haben, Iran die Super-Waffe zu verwehren.
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