DOSB-Kritik an Baerbock

Die politischsten Spiele seit Jahrzehnten

von Redaktion

MARCUS MÄCKLER

Sport ist nicht Politik. Und dennoch ist der Sport nicht unpolitisch, auch wenn es manche gern so hätten. Die Kritik des neuen Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes an Annalena Baerbock geht deswegen völlig fehl. Die Bald-Außenministerin hatte einen Boykott der Winterspiele in Peking angetippt, DOSB-Chef Weikert riet ihr nun, die Kirche im Dorf zu lassen. Das Gegenteil ist richtig.

Natürlich hat Baerbock völlig recht, denn das Regime in Peking ist bei der Trennung der Sphären weniger genau als der DOSB. China geht es nicht um faire Spiele, sondern um ein Machtsignal, um Imagepolitur, um Reinwaschung. Die Welt trifft sich auf dem Boden einer mächtigen, übergriffigen Autokratie, die Umerziehungslager unterhält, andere Staaten offen bedroht und längst nicht mehr nur wirtschaftlich in zunehmend feindseliger Konkurrenz zum Westen steht. Wer das einfach mitmacht, verkennt die strategische Dimension des Ganzen und unterstützt Peking dabei, die Welt zu blenden.

Dies werden die politischsten Spiele seit Jahrzehnten, und Baerbock tut gut daran, erste Zeichen zu setzen. Wer wie sie eine wertegeleitete Außenpolitik etablieren will, kann sich um Klarheit nicht drücken. Ihre Ankündigung eines härteres Kurses hat schon zu irritierten Reaktionen in Peking geführt – gut so! Politisch gehen die Zeiten der Naivität gegenüber China zu Ende. Auch der DOSB muss erkennen, dass die Kirche im Dorf nur einem nutzt: China.

Marcus.Maeckler@ovb.net

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